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                                    FOKUS21Schulblatt Thurgau 1 | M%u00e4rz 2025Wie bewahren Sie sich die Freude am Unterrichten?Monika Witzig: Mir ist es wichtig, den Unterricht so zu gestalten, dass er sowohl f%u00fcr die Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler als auch mir Freude bereitet. Dies gelingt, indem man sich auf die individuellen Bed%u00fcrfnisse und Interessen der Kinder einl%u00e4sst und flexibel auf unterschiedliche Situationen reagiert. Manchmal entstehen daraus richtige kleine Abenteuer. Ich sehe den Unterrichtsstoff als eine spannende Entdeckungsreise. Besonders motivierend ist es, Inhalte durch konkrete Handlungen oder Anwendungen aus dem Alltag lebendig zu machen. Manchmal heisst es aber auch, loszulassen, nicht alles perfekt machen zu wollen und sich bewusst daran zu erinnern, warum man diesen Beruf liebt. Wie entwickeln Sie Ihre Ideen weiter?Witzig: Durch Filtern und Erweitern. Wichtig ist mir dabei, die Ideen der Kinder welche ich bei der t%u00e4glichen %u00abReflexion%u00bb gespeichert habe. So kommt es, dass ich auch nach fast 30 Jahren selten etwas genauso mache wie beim letzten Mal.Ist es nicht anstrengend, den Unterricht immer wieder neu zu gestalten?Witzig: Nein, im Gegenteil! Es ist gerade diese st%u00e4ndige Reflexion und Weiterentwicklung, die meinen Beruf so spannend und lebendig macht. Wie wichtig ist Ihnen der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen?Witzig: Sehr wichtig! Auch von der Zusammenarbeit mit j%u00fcngeren Lehrkr%u00e4ften, die frische Ideen aus der P%u00e4dagogischen Hochschule mitbringen, profitiere ich sehr. Wir befruchten uns gegenseitig und lernen voneinander.Wie bilden Sie sich weiter, wo holen Sie sich neue Inspiration?Witzig: Ich besuche regelm%u00e4ssig Weiterbildungen, lese Fachliteratur und tausche mich mit Kolleginnen und Kollegen aus. Wichtig ist mir dabei, dass die Weiterbildungen praxisnah sind und ich das Gelernte direkt im Unterricht umsetzen kann.%u00abSelbstreflexion ist der Schl%u00fcssel f%u00fcr guten Unterricht%u00bbMonika Witzig (Dorfschule Berlingen) und J%u00fcrg Marolf (Sekundarschule Romanshorn-Salmsach) arbeiten seit mehreren Jahrzehnten als Lehrpersonen. Im Interview erz%u00e4hlen sie, wie sich ihr Unterricht entwickelt hat, welche Methode ihnen am meisten liegt und wie sie sich die Freude am Beruf bewahren.Intervie Marilena Maiullari | Fotos: zVg%u00abWichtig ist mir, dass ich mich nicht in Routinen verfange, sondern immer offen f%u00fcr Neues bin %u2026%u00bbmiteinzubeziehen und ihnen die M%u00f6glichkeit zu geben, eigene Projekte zu entwickeln. Der Unterrichtsstoff bietet immer neue Facetten. Besonders, wenn ich ihn mit der Lebenswelt der Kinder verbinde. Manchmal braucht es nur einen kleinen Funken, und schon entsteht ein grosses Feuer an Ideen und Lernmomenten.Reflektieren Sie mit jeder Klasse gleich?Witzig: Grunds%u00e4tzlich ja, aber im Detail unterscheidet sich die Reflexion nat%u00fcrlich je nach Klasse und Situation. Wichtig ist mir, dass ich mich nicht in Routinen verfange, sondern immer offen f%u00fcr Neues bin und meinen Unterricht an die individuellen Bed%u00fcrfnisse der Kinder anpasse. Grunds%u00e4tzlich stelle ich mir Fragen wie: Wer braucht noch welche Unterst%u00fctzung %u2013 und in welchem Mass? Wieviel Individualisierung ist n%u00f6tig? Welche Sozialform passt am besten zu dieser Sequenz? Wie kann ich den Unterricht unter den aktuellen Bedingungen besser organisieren? Welche Lernform aktiviert die Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler am besten? Da nicht alle Klassen gleich auf Methoden reagieren, suche ich stets nach der optimalen Form. Reflektieren hat den Sinn, es beim n%u00e4chsten Mal so umzusetzen, wie ich es nach dem Reflektieren besser f%u00e4nde: Deshalb setze ich den Fokus eher auf das Vorausstrahlen als auf das Zur%u00fcckstrahlen. Dies im besten Fall mit den Erkenntnissen, 
                                
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