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                                    FOKUS9Schulblatt Thurgau 3 | September 2025%u00abWir werden die Leuchtturm-Schule der Digitalit%u00e4t!%u00bb So der Anspruch einer Z%u00fcrcher Schulbeh%u00f6rde vor etwa drei Jahren. Mit Tausenden von Franken wurde dieses Ziel unterst%u00fctzt: F%u00fcr alle Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler ein iPad, f%u00fcr die Lehrpersonen Laptops, dazu einen interaktiven Screen pro Klassenzimmer und viel Budget f%u00fcr Apps. Die entsprechende Forderung der Schulleitung: %u00abAls Leuchtturmschule nutzen wir die Ger%u00e4te! Die haben ja schliesslich viel gekostet!%u00bbUngef%u00e4hr ein Jahr sp%u00e4ter stehe ich in einem Mehrzwecksaal voller Kindergartenlehrpersonen. Obligatorische Weiterbildung. Die Stimmung: durchzogen. %u00abWir sollen mehr Digitales umsetzen, als wir f%u00fcr sinnvoll erachten%u00bb, erkl%u00e4rt mir eine Lehrerin. Mein Auftrag: Die Kindergartenlehrpersonen f%u00fcr vermehrten digitalen Einsatz zu begeistern. Vorweg: Nat%u00fcrlich haben beide Seiten Recht. Die Schulf%u00fchrung hat erkannt, dass in den digitalen M%u00f6glichkeiten ein riesiges Potenzial schlummert. Gleichzeitig sind wir analoge Wesen. Die Kunst liegt also nicht darin, die Spannung zwischen den beiden Polen auszuhalten, sondern sie kreativ zu nutzen. Mit dem gemeinsamen Ziel: Junge Menschen zu bef%u00e4higen, ihre analoge und digitale Welt selbstbestimmt, reflektiert und kreativ zu gestalten.Mehr digital %u2260 mehr lernenMit der Metastudie von John Hattie haben wir eine %u00dcbersicht, welche Haltungen und Unterrichtsmethoden lernwirksamer sind. Eine der gr%u00f6ssten Wirkungen zeigt die Herangehensweise von Lehrpersonen, die ihr eigenes Handeln regelm%u00e4ssig reflektieren. Mit dieser %u00abEvaluations-Brille%u00bb l%u00e4sst sich auch der Einsatz digitaler Methoden erproben. F%u00fcr mich als Primarlehrer stellen sich dabei zwei Grundfragen:%u2022 Unterst%u00fctzt ein digitales Werkzeug oder eine Methode die Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler und dient es ihnen zu mehr Lernfortschritt?%u2022 Entlastet mich ein digitales Vorgehen als Lehrperson in meiner Vor- oder Nachbereitung?Unterricht zwischen Pixeln und PapierVieles wird m%u00f6glich, wenn man das Beste aus der analogen und digitalen Welt vereint: Digitale Werkzeuge k%u00f6nnen die T%u00fcr zur Teilhabe %u00f6ffnen und Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler zu kreativen Produzenten machen.Text und Fotos: Dominic Pando, Primarlehrer und MakingTeacher VSG Wigoltingen Denn digital angereicherter Unterricht ist nicht automatisch besser: Wer einen unwirksamen Unterricht digitalisiert, erh%u00e4lt einen unwirksamen digitalen Unterricht. Um herauszufinden, welche digitalen Methoden meinen Unterricht tats%u00e4chlich bereichern, ist das SAMR-Modell eine grosse Hilfe. Das Modell dient mir als schnelle Pr%u00fcfbrille, wenn ich digitale Ideen bewerte. Es beschreibt vier Entwicklungsstufen:%u2022 Substitution (Ersetzen): Statt im Heft wird auf dem Tablet geschrieben, das Arbeitsblatt ist nun ein PDF. Der p%u00e4dagogische Mehrwert ist minimal.%u2022 Augmentation (Erweitern): Lern-Apps geben unmittelbares Feedback, was den Korrekturaufwand reduziert und schnelles %u00dcben erm%u00f6glicht. Die Aufgabe selbst bleibt aber gleich.%u2022 Modification (Ver%u00e4ndern): Die Aufgabe selbst wird umgestaltet. Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler kollaborieren an einem Online-Dokument oder nutzen Simulationen, um komplexe Zusammenh%u00e4nge zu verstehen.%u2022 Redefinition (Neugestalten): Auf dieser Stufe er%u00f6ffnet die Technologie Lernwege, die analog gar nicht denkbar w%u00e4ren. Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler vernetzen sich international mit einer anderen Klasse, produzieren einen eigenen Podcast oder programmieren ein kleines Spiel.Eine tolle Verbindung zwischen analogen Produkten und Zugang zu digital verf%u00fcgbarem Wissen bieten die Exploration Boards im Makerspace.
                                
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