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10FOKUS Schulblatt Thurgau 3 | September 2025Das Fundament bleibt analog: Warum Hand und Herz den Takt vorgebenBevor wir in Praxisbeispiele eintauchen, m%u00fcssen wir uns auf das Fundament besinnen, auf dem jedes gute Lernen aufbaut: die analoge Welt. Die gr%u00f6sste Gefahr des digitalen Wandels ist nicht die Technik selbst, sondern die Vernachl%u00e4ssigung dessen, was uns als Menschen ausmacht. Ein Kind, das mit Holzkl%u00f6tzen einen Turm baut, lernt Statik, Schwerkraft und Feinmotorik auf eine Weise, die keine App je vermitteln k%u00f6nnte. Wer einen Brief von Hand schreibt, aktiviert im Gehirn komplexere Netzwerke als beim Tippen. Ein Lerngespr%u00e4ch ohne leuchtende Bildschirme zwingt uns, Augenkontakt zu halten, Mimik zu deuten und ausreden zu lassen. Das sind zutiefst menschliche, soziale Kompetenzen, die in einer von Algorithmen gepr%u00e4gten Welt wichtiger sind denn je. Unsere Aufgabe ist es daher, nicht das Analoge durch das Digitale zu ersetzen, sondern beides symbiotisch zu verweben.Praxisfenster: Vom klugen Ersetzen zum Neuschaffen von LernenMit den Leitfragen und dem SAMR-Modell im Kopf, werfen wir einen Blick auf konkrete Beispiele:Lernstand erfassen: Die kluge Erweiterung (Augmentation)Dank digitaler Werkzeuge ist meine Korrekturarbeit effizienter und p%u00e4dagogisch wirksamer geworden. Dies vor allem in zwei Bereichen: bei der Lernstandserhebung und beim direkten Feedback f%u00fcr die Lernenden. F%u00fcr die schnelle Erfassung des Lernstandes setze ich auf formative Tools wie plickers.com, formative.com oder LearningView.org. Die schnelle Auswertung zeigt mir z%u00fcgig, wer noch Unterst%u00fctzung ben%u00f6tigt und ist Gold wert, um den weiteren Unterricht zu planen. Wenn es um die Korrektur von Mathe-Arbeitsheften geht, nutze ich gerne herby.digital. Die Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler k%u00f6nnen ihre Arbeit damit selbst scannen und erhalten eine sofortige R%u00fcckmeldung.Lernfortschritte sichtbar machen: Das E-PortfolioLernprozesse sind oft wichtiger als das Endprodukt. Mit einem E-Portfolio halten die Kinder ihre Entwicklung fest. Ein Kind aus dem Kindergarten fotografiert sein selbst gebautes LegoFahrzeug und erkl%u00e4rt in einer kurzen Audioaufnahme, warum es genau diese R%u00e4der gew%u00e4hlt hat. Eine Erstkl%u00e4sslerin erz%u00e4hlt eine Bilderbuchgeschichte vor und nach dem %u00dcben und erkennt beim Anh%u00f6ren ihren Lernfortschritt. Eine Viertkl%u00e4sslerin dokumentiert die Arbeit an ihrer Pr%u00e4sentation: Sie fotografiert ihre handschriftlichen Notizen und nimmt eine Probeversion ihres Vortrags auf. So wird Lernen zu einer erz%u00e4hlbaren Geschichte.Mehr als nur Technik: Echte Chancengleichheit durch DiklusionDigitale Medien entfalten ihr gr%u00f6sstes p%u00e4dagogisches Potenzial im Bereich der Inklusion. In heterogenen Schulklassen werden sie zu kraftvollen Instrumenten des Ausgleichs. So kann ein Sch%u00fcler oder eine Sch%u00fclerin mit einer Lese-Rechtschreib-St%u00f6rung dank der Vorlesefunktion Fachtexte selbstst%u00e4ndig erschliessen und an Diskussionen teilhaben. Jemand mit grafomotorischer Schw%u00e4che kann seine Geschichte per Lebenslanges und selbstgesteuertes Lernen bedeutet auch die Bef%u00e4higung, sich selber erforderliches Wissen aneignen zu k%u00f6nnen. Hier im Rahmen eines projektbasierten Lernsettings im Makerspace.1.2.3.

