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FOKUS6Schulblatt Thurgau 1 | M%u00e4rz 2025das System auch f%u00fcr das Kind ein Anreiz, nochmals kurz zu %u00fcberlegen, ob es wirklich nicht selbst weiterkomme. Als weiteres Sch%u00fclerinnen- und Sch%u00fclerfeedback an Lehrpersonen werden am Ende des Zyklus 1 Austrittstickets geschrieben. Dabei notieren die Kinder nach der Arbeitsphase zu einem bestimmten Thema auf einem Post-it-Zettel, wie es ihnen ergangen ist oder was sie brauchen, um gut weiterarbeiten zu k%u00f6nnen. %u00abSo lernen die Kinder auf einem altersentsprechenden Niveau, %u00fcber den eigenen Lernprozess nachzudenken und geben der Lehrperson wichtige Hinweise, wo sie ansetzen muss, wo es f%u00fcr einige Kinder vielleicht nochmals eine Erkl%u00e4rung braucht oder welche Aufgaben als n%u00e4chstes wichtig sind%u00bb, sagt Ines Steiner. Im Fach Deutsch werden ausserdem Lernlandkarten eingesetzt. Es handelt sich dabei um ein Schiff, das nach und nach bunte Segel bekommt, je nachdem, in welchem Fachbereich das Kind Aufgaben gel%u00f6st hat. Dabei steht jede Farbe f%u00fcr einen Fachbereich des Lehrplans. %u00abDie Kinder dokumentieren so ihr eigenes Lernen, die Lehrperson erh%u00e4lt R%u00fcckmeldungen zum Lernstand des Kindes und kann anhand der Lernlandkarte weitere Lernschritte planen%u00bb, so die Schulleiterin Zyklus 1 West in Zofingen. %u00abDiese Methoden werden in unseren Klassen unterschiedlich eingesetzt; mal mehr, mal weniger.%u00bbReflexionsmethode h%u00e4ngt stark von Lehrpersonen abAn der Primarschule Mammern, die mit 62 Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fclern sowie 12 Lehrpersonen zu den kleineren Schulen im Kanton Thurgau geh%u00f6rt, ist die Luuise-Methode ein beliebtes Reflexionsinstrument. Allerdings ist sie auch stark von den Lehrpersonen abh%u00e4ngig, die sie anwenden und weiterentwickeln. %u00abWir hatten in den vergangenen Jahren einige Fluktuationen im Lehrpersonen-Team, und auch ich habe meine Stelle als Schulleiter erst im August 2024 angetreten%u00bb, sagt Thomas B%u00e4cher. Deshalb sei es zu Beginn nicht klar gewesen, ob ein solches Projekt weitergef%u00fchrt werden k%u00f6nne. %u00abSolche personellen Ver%u00e4nderungen sind in vielerlei Hinsicht eine grosse Herausforderung%u00bb, so der Schulleiter. %u00abMir und meinen Kolleginnen und Kollegen war es aber wichtig, dass das etablierte und erfolgreiche Reflexionsmodell weiterhin bestehen bleibt.%u00bb In Mammern wird mittlerweile bereits auf Kindergarten-Stufe Reflexionsarbeit geleistet. Nat%u00fcrlich in altersentsprechender Form. So hat Kindergartenlehrerin Julia Wegele beispielsweise eine Glasschale aufgestellt, in welche die Kinder eine goldene Nuss legen d%u00fcrfen, wenn das Ziel, das von der Lehrerin oder der Kindergartengruppe zuvor festgelegt worden ist, erreicht wurde. Ein solches Ziel kann sein, sich gegenseitig zu helfen. Die Methode wird regelm%u00e4ssig in den Kindergarten-Alltag eingebaut. So wie auch die Reflexionskarten. %u00abAm Ende einer Lektion oder Woche d%u00fcrfen die Kinder K%u00e4rtchen ziehen%u00bb, erkl%u00e4rt Julia Wegele. %u00abDarauf sind verschiedene Symbole wie ein Frosch oder ein Schatz zu sehen. Davon werden unterschiedliche Fragen abgeleitet.%u00bb Beim Schatz-Bild fragt sie beispielsweise, was den Kindern an diesem Tag besonders viel bedeutet hat. Bei einem anderen Bild geht es um die Frage, wo sich die Kinder Hilfe geholt haben. %u00abDadurch k%u00f6nnen die Kinder auf spielerische Weise bereits in jungen Jahren ihr Lernen sichtbar machen.%u00bb %u00a1Wolfgang Beywl entwickelt. Die Primarschule Mammern geh%u00f6rte damals zu jenen acht Schulen, die das Lehren und Lernen in einem Pilotprojekt sichtbar machen wollten. Und die Schule hat die Methode beibehalten. %u00abWir sind sehr zufrieden mit dieser Art der Unterrichtsreflexion%u00bb, sagt die Primarlehrerin. Rasche R%u00fcckmeldung zum LernfortschrittIn den vergangenen Jahren hat das Lehrpersonenteam in Mammern immer wieder neue Methoden zur Reflexion entwickelt. %u00abAusgangslage ist jeweils eine Knacknuss, also ein Problem, das besteht und gemeistert werden muss%u00bb, erl%u00e4utert Petra Kochem. %u00abDann %u00fcberlegt man sich, weshalb man dies %u00e4ndern m%u00f6chte und welche Vorteile es f%u00fcr die Lehrperson und die Klasse hat. Dann formuliert man Ziele.%u00bb Ein typisches Beispiel f%u00fcr eine solche Knacknuss war, dass die Kinder bei Fragen w%u00e4hrend des stillen Arbeitens einfach laut lossprachen oder aufstanden und direkt zur Lehrperson gingen. Das f%u00fchrte immer wieder zu Unruhe in der Klasse. Um dieses Problem zu l%u00f6sen, wurde die Becher-Methode eingef%u00fchrt. Heute stehen vor jedem Kind auf dem Pult zwei Becher: ein roter und ein gr%u00fcner. Hat das Kind eine Frage zu einer Aufgabe, stellt es den roten Becher auf und die Lehrperson kann die Frage vor Ort besprechen. Der gr%u00fcne symbolisiert: Alles ok. %u00abDie Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler setzen die Becher sehr gerne ein. Einige w%u00fcrden sie am liebsten w%u00e4hrend jeder Lektion verwenden%u00bb, sagt Petra Kochem und lacht. Die Methode habe den Vorteil, dass die Lehrperson rasch und direkt R%u00fcckmeldungen zum Unterricht und zu den Lernfortschritten bekomme.Dieselbe Methode, aber ohne Becher, daf%u00fcr mit Legosteinen, wird auch im Zyklus 1 der Schule Zofingen, Kanton Aargau, angewendet. Mit den Legosteinen in den drei Ampelfarben zeigt der Sch%u00fcler oder die Sch%u00fclerin in einer selbstst%u00e4ndigen Arbeitsphase an, wie es ihm oder ihr im Arbeitsprozess geht. Gr%u00fcn bedeutet %u00abes l%u00e4uft%u00bb, gelb heisst %u00abich habe eine Frage, kann aber weiterarbeiten%u00bb und rot bedeutet %u00abich komme nicht weiter und brauche sofort Hilfe%u00bb. F%u00fcr Schulleiterin Ines Steiner hat sich die Methode bew%u00e4hrt. %u00abDie Lehrperson sieht sofort, wo sie gebraucht wird und ist beobachtend bei der Klasse%u00bb, sagt sie. %u00abEs gibt keine Warteschlagen bei ihrem Schreibtisch, und das Kind muss auch nicht die Hand hochhalten und warten.%u00bb Zudem sei %u00abDie Sch%u00fclerinnen und Sch%u00fcler setzen die Becher sehr gerne ein.%u00bbPetra Kochem, PrimarlehrerinKindergartenlehrerin Julia Wegele setzt im Unterricht w%u00f6chentlich Reflexionskarten ein.