Page 40 - Schulblatt Thurgau 06 2013
P. 40
36 MITTELscHuLEN Schulblatt Thurgau 6 • Dezember 2013
KantOnSSchuLE FRauEnFELD
geradezu an, ein Fach Religionslehre im Sinne einer religions-
wissenschaftlichen Prop̈deutik als Erg̈nzungsfach einzuf̈h-
ren. Das ist der Weg, den die meisten Schweizer Gymnasien
Religionslehre und beschritten haben.
Religionslehre als Grundlagenfach
Interkulturelle Ethik Im Kanton Thurgau wurden die Weichen damals anders ge-
stellt. Als ḧtte man schon vorausgeahnt, dass die Auseinan-
an den mittelschulen
dersetzung mit Religion im zuk̈nftigen Jahrhundert eine ganz
neue gesellschaftliche Aktualiẗt gewinnen ẅrde, entschied
man sich daf̈r, Religion im Grundlagenbereich zu belassen.
Das Fach Religionslehre wurde mit der Schwester-Disziplin
Philosophie gekoppelt und in dieser Verbindung werden die
Religionen pr̈gen nicht nur Individuen, sondern beiden F̈cher ẅhrend zwei Lektionen im letzten Schuljahr vor
ganze Kulturen und Gesellschaften. Deshalb setzen der Maturiẗt unterrichtet. Statt dass nun wie in anderen Kan-
tonen eine kleine Gruppe von besonders Interessierten einer
sich an den thurgauer Gymnasien alle Scḧlerinnen
vertieften Bescḧftigung mit Religion nachgehen, durchlaufen
und Scḧler mit den Weltreligionen und religïsen im Thurgau s̈mtliche Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im
Grundlagenbereich im vierten Schuljahr einen einsemestrigen
Pḧnomenen auseinander. an den Fachmittelschu-
Kurs Religionslehre, in dem sie in religionswissenschaftliches
len werden Gesellschaften und Kulturen vor allem Denken und religionswissenschaftliche Themen eingef̈hrt
aus ethischer Sicht betrachtet.
werden. Hinter diesem Konzept steht die ̈berzeugung, dass
es gerade in unserer Zeit wichtig ist, dass alle, die ein Matu-
Hans Peter Niederḧuser, Lehrer f̈r Deutsch, riẗtszeugnis haben, auch in der Lage sind, sich kritisch mit
Religionslehre und Interkulturelle Ethik
religïsen Pḧnomenen, welche unsere Gesellschaft und die
Welt nach wie vor in hohem Masse mitpr̈gen, auseinander-
mzusetzen.
it dem Maturiẗts-Anerkennungsreglement von Teaching about Religion
1995 wurden an den Schweizer Mittelschulen die Um die bekenntnisorientierte Einf̈hrung in die Religion, wie
Maturiẗtstypen abgeschafft und an ihrer Stelle in-
sie von Kirchen und religïsen Gemeinschaften betrieben wird,
dividuell ẅhlbare Schwerpunkt- und Erg̈nzungsf̈cher einge- und die einem wissenschaftlichen Diskurs verpflichtete Ausei-
f̈hrt. Diese Reform hatte einen entscheidenden Einfluss auf die nandersetzung mit Religion auseinanderzuhalten, haben sich
Stellung des Fachbereichs Religion. Wurde vorher an manchen die Begriffe «teaching in religion» und «teaching about religion»
Schulen noch ein konfessionell gepr̈gter Religionsunterricht eingeb̈rgert. Es ist selbstversẗndlich, dass das Fach Religi-
mit Abmeldem̈glichkeit, an anderen ein ̈berkonfessioneller onslehre an den Thurgauer Mittelschulen dem «teaching about
Unterricht im Sinne einer Religionskunde und an weiteren ein religion» verpflichtet ist. Religion wird dabei prim̈r als kultu-
Fach Ethik durchgef̈hrt, bot es sich mit dem neuen Reglement
relles Zeichensystem verstanden, das in seiner Konkretisierung
«
«
AUSSAGEN AUS ANONyMEN Was mich ̈berrascht hat,
SCḦLER-FEEDBACKS:
war die Sachlichkeit.
««
Ich beurteiledie verschie- Es wurde einedifferenzierte
«
« denen Religionen differenzierter und objektive Sichtweise
als zuvor. vermittelt.