Page 38 - Schulblatt Thurgau 06 2013
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FORSchunG
Das Arbeitsfeld «Diagnostik und Abkl̈rung» umfasst Aktiviẗten
zur Kl̈rung, ob und in welcher Form bei Lernenden spezieller
F̈rderbedarf vorliegt. Zum Arbeitsfeld «Gestaltung von Lernge-
mit dem legenheiten» geḧren Aktiviẗten wie z.B. die Festlegung und
Umsetzung von Unterrichtsinhalten f̈r die ganze Klasse oder
speziell f̈r Lernende mit besonderem F̈rderbedarf. Dem Ar-
Kooperationsplaner beitsfeld «Kooperation und Beratung» kommt eine besondere
Rolle zu, denn Kooperations- und Beratungsanl̈sse treten
Rollen kl̈ren
meist im Hinblick auf die beiden ersten Felder auf.
Dieses Inventar ist als Orientierungshilfe gedacht. Den An-
wenderinnen und Anwendern steht es frei, f̈r sie
bedeutsame Aktiviẗten zu erg̈nzen oder auch
an der integrativen F̈rderung von Lernenden mit nur ausgeẅhlte Bereiche zu bearbeiten.
Entschluss zum
Einsatz des koope-
besonderem F̈rderbedarf sind heute ̈blicherweise rationsplaners
Wie wird der kooperations-
verschiedene Fachpersonen beteiligt. Dies erfordert planer angewendet?
koordiniertes und kooperatives handeln. Der Koo- Personen, die sich entschieden
haben, mit dem Kooperations-
perationsplaner erleichtert Kl̈rung und Organisa-
tion von Verantwortlichkeiten.
planer ihre Zusẗndigkeiten und
ihre Zusammenarbeit zu kl̈-
ren, f̈llen zuerst voneinander
Prof. Dr. Annelies Kreis, Carmen Kosorok Labhart, Jeannette Wick
unabḧngig das Inventar zu
̈berpr̈fen
den oben erẅhnten Arbeits-
Zfeldern aus. Dabei halten sie
fest, inwiefern sie jeweils f̈r
us̈tzlich zu Regellehrpersonen sind heute SHP, Sẗtz- die entsprechende Aktiviẗt
und F̈rderlehrpersonen, Unterrichtsassistenzen, aktuell (Ist) und idealerweise
Lehrpersonen f̈r Deutsch als Zweitsprache und the-
(Soll) sich selbst respektive
rapeutisches Personal an der Gestaltung von Lernumgebungen ihre Partnerin oder ihren Partner
an Regelschulen beteiligt. Dies hat Konsequenzen: Die Palette als zusẗndig betrachten. Danach
umsetzen
p̈dagogischer Aktiviẗten wird breiter und es sind vermehrt treffen sie sich zum im Voraus ver-
Prozesse der Kooperation und Koordination notwendig. Neben einbarten Gespr̈ch, in welchem sie
vielen Chancen bringt dies auch hohe Anforderungen an alle ihre Einscḧtzungen vergleichen. F̈r
Beteiligten mit sich. F̈r eine gelingende Praxis ist dabei die Aktiviẗten, bei denen zwischen den Auf-
Abbildung 1
sachorientierte Kl̈rung von Zusẗndigkeiten und Rollen hoch- fassungen der Beteiligten oder zwischen der
bedeutsam. In Zusammenhang mit der Studie «KosH», ̈ber die Einscḧtzung des Ist- und Soll-Zustands Diffe-
hier bereits verschiedentlich berichtet wurde, entstand ein In- renzen bestehen, suchen sie nach M̈glichkeit einen
strument, das von den Beteiligten in diesem Kl̈rungsprozess Konsens. Zur Steigerung der Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit
zur Untersẗtzung eingesetzt werden kann. Der Kooperations- dieses Kl̈rungsprozesses wird ein kurzes Fazit der Besprechung
planer ist einfach anzuwenden: Mit Hilfe einer Liste von Ak- protokolliert. Eine wichtige Voraussetzung f̈r den erfolgreichen
tiviẗten zu drei Arbeitsfeldern vergleichen die Beteiligten ihre Einsatz des Kooperationsplaners ist Vertraulichkeit. Informatio-
jeweiligen Einscḧtzungen der Zusẗndigkeiten und handeln nen d̈rfen deshalb nur mit dem ausdr̈cklichen Einversẗndnis
anschliessend einen Konsens f̈r ihre weitere Praxis aus.
aller Beteiligten weitergegeben werden. Es hat sich gezeigt, dass
die integrative Praxis von vielen Faktoren abḧngig ist, die sich
Felder p̈dagogischer Arbeit und deren
im Verlauf eines Schuljahres oftmals ̈ndern und Anpassungen
kooperative Bearbeitung
notwendig machen. Nach einer Anwendungsphase gem̈ss dem
Die im Kooperationsplaner verwendeten Arbeitsfelder und Akti- vereinbarten Konsens treffen sich die Beteiligten deshalb z.B.
viẗten in Zusammenhang mit Integration basieren einerseits auf am Ende des Schuljahres erneut, um zu besprechen, inwiefern
einer systematischen Recherche von Theorie- und Forschungs- dieser Konsens sich beẅhrt hat und um ihre Rollenaufteilung
arbeiten. Vor allem aber wurden sie im Rahmen der Studie KosH allenfalls neu zu kl̈ren. In Abbildung 1 ist der Arbeitszyklus des
und mit Untersẗtzung zahlreicher weiterer Personen, die sich in Kooperationsplaners zusammenfassend dargestellt. Ausf̈hrlich
verschiedenen Funktionen mit integrativer F̈rderung befassen, wird das Instrument in einem Artikel beschrieben (Kreis, Kosorok
hinsichtlich einer m̈glichst hohen Passung f̈r den Schulalltag Labhart & Wick), der im Februar 2014 erscheinen wird.
weiterentwickelt. Es werden Aktiviẗten zu drei grundlegenden
Arbeitsfeldern integrativen Unterrichts unterschieden:
Wann kommt der kooperationsplaner zum Einsatz?
a) Diagnostik und Abkl̈rung
F̈r eine erfolgreiche und reibungsarme Zusammenarbeit ist
b) Gestaltung von Lerngelegenheiten
eine m̈glichst fr̈hzeitige Kl̈rung der Verantwortlichkeiten und
c) Kooperation und Beratung
Rollen f̈rderlich. Der Einsatz des Kooperationsplaners empfiehlt