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Schulblatt Thurgau 6 • Dezember 2013 PHTG 33
PORTR̈T
den Schlusspunkt einer Entgleisung, die in der Vergangenheit
stattgefunden hat, sondern als Ausgangpunkt f̈r etwas, das
Lukas Hohler (*1971) hat in den USA Konfliktarbeit
geschehen will. Wir sind daran interessiert dieses «Coming out»
zu erm̈glichen. Dazu braucht es in erster Linie eine positive studiert (M.A. Conflict Resolution) und ist diplomiert
Grundhaltung gegen̈ber Konflikten.
in Prozessorientierter Psychologie. Unter anderem
war er sieben Jahre f̈r das Sozialdepartement der
Ist das Ganze denn nicht zu psychologisiert?
Stadt Z̈rich ẗtig und wirkte dabei praktisch und
Als Lehrperson bin ich dem Moment ausgesetzt, methodisch beim Aufbau von «Sicherheit Interven-
brauche Werkzeuge, um erfolgreich heikle
tion Pr̈vention sip z̈ri» mit. Mit der changefacilitation
situationen zu beẅltigen.
GmbH bietet er Trainings zu Themen wie Kommu-
Ein Maschinenmechaniker arbeitet den ganzen Tag an Maschi- nikation, Bedrohungssituationen oder dem Umgang
nen und hat danach ̈lige Ḧnde. Bevor er zu seiner Familie
mit Gewalt und Aggression an. Seit der Entwicklung
zur̈ckkehrt, ẅscht er sich die Ḧnde. Eine Lehrperson ist
den ganzen Tag dem zwischenmenschlichen Bereich ausge- der Programme «Starke Lehrpersonen» und «Stark
in der Jugendarbeit» befasst er sich vertieft mit der
setzt. Hier braucht es ebenso eine Seife, um sich zu waschen,
um die psychischen Belastungen nicht nach Hause zu tragen Entwicklung und Implementation von Soft Skills.
oder unliebsame Symptome zu entwickeln. Ja, das ist eine psy-
chologische, eine seelische Ebene, auf der wir arbeiten. Eine Informationen zum Weiterbildungsprogramm und die
Ebene der inneren Erfahrungen und Haltungen. Wenn ich nicht n̈chsten Kursdaten mit Lukas Hohler:
bewusst daran arbeite, so arbeitet es unbewusst an mir. Es ist www.starke-lehrkraefte.net
wie im alten R̈mischen Sprichwort beschrieben: «Den Willigen
f̈hren die Schicksalsg̈ttinnen, den Unwilligen zerren sie.»
Welches waren f̈r sie die «sẗrksten» Momente
in Ihrer Arbeit mit den Lehrpersonen?
Wenn die Kursteilnehmerinnen oder Kursteilnehmer ermutigt
werden, mehr ihrem eigenen Naturell zu folgen und dadurch zu
neuen Einsichten gelangten. Ich erinnere mich an eine Kursteil-
nehmerin, die mit sich gerungen hat, weil ihr der Vorwurf gemacht
wurde, dass sie zu autoriẗr sei. In diesem Programm setzte sie
sich intensiv mit ihrer Person auseinander, mit ihrer Herkunft und
ihrem Wesen. Sie stammte aus einer Arbeiterfamilie und war die
einzige ihrer Geschwister, die den Sprung in eine ḧhere soziale
Schicht schaffte. Den Weg dorthin musste sie sich hart erk̈mp-
fen. Diese Lebenserfahrung hat sie gepr̈gt und es war ihr wich-
tig, dass Scḧlerinnen und Scḧler, die aus einer sozialer Schicht
mit weniger Chancen kamen, genauso eine Zukunftsperspektive
verdienen und in ihrem Leben etwas erreichen k̈nnen. Dazu
braucht es eine gewisse Selbstdisziplin oder «Ḧrte». Ihr «autori-
ẗr» empfundenes Handeln resultierte aus diesem Hintergrund.
Das ist ihr bewusst geworden und hat ihr eine v̈llig neue Positi-
onierung erlaubt. Das war ein ber̈hrender Moment und nicht nur
ihr sind dabei die Tr̈nen in die Augen gestiegen.
INFORMATIONEN & LINKS
Weiterbildungsangebot PHTG WBk:
Kursnr.: 14.20.312.F, «Starke Lehrpersonen – starke Schule»
Leitung: Beatrix von Crayen, St. Gallen und
Richard M̈ller, PHTG
Anmeldung: www.phtg.ch/weiterbildung > Kurse
Anmeldeschluss: 20. Januar 2014
Am Kurs wird Lukas Hohler nicht pers̈nlich anwesend sein.
Die dynamische und erweiterte Linkliste finden Sie auf:
www.schulblatt.tg.ch > Magazin > Dezember 2013