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32 PHTG Schulblatt Thurgau 6 • Dezember 2013








GESPR̈ch
Pilotgruppe mit Lehrpersonen, welche die Werkzeuge in ihrem 
Schulalltag umsetzten. Parallel dazu schrieb ich ein Handbuch, 

das heutige Herzsẗck dieser Weiterbildung.
«Konflikte sind 
Welche Instrumente/Werkzeuge wirken bei

den Lehrpersonen?
nicht Schlusspunkt, Ich versuche zu verstehen, wie die Schwierigkeiten von Lehr- 

personen konstruiert sind. Wie nimmt eine Lehrperson die 
sondern anfang Schwierigkeit wahr? Wenn man sich hier einf̈hlt, sich spiegelt 
und das nachvollziehen kann, ̈ffnet sich etwas, womit man ar- 

f̈r etwas, was beiten kann. Welche Handlungsfelder zeigen sich dadurch und 
wie lassen sich diese erschliessen? Lehrpersonen f̈hlen sich 

zeitweise umzingelt von Problemen und haben das Gef̈hl, sie 
geschehen will.»
seien machtlos. Das Starke dieser Weiterbildung ist es, dass sie 

auf der Ebene der eigenen Wahrnehmung, Person und Haltung 
effiziente Instrumente zur Verf̈gung stellt. Damit eingeleitete 
Ver̈nderungen f̈hren meist nach aussen hin zu gr̈sseren Wir- 

kungen als vorab gedacht.
«Starke Lehrpersonen» ist eine Weiterbildung f̈r 

Lehrerinnen und Lehrer, welche sie in ihrer berufs- Was erwartet eine Lehrperson, die sich entschliesst, 
das Programm zu durchlaufen?
rolle sẗrker werden l̈sst.
Wir arbeiten mit den Lehrpersonen und deren Pers̈nlichkeit. 
Gerade zu Beginn ist es wichtig, eine Atmospḧre des Vertrau- 
Interview: Richard M̈ller, Leiter Weiterbildung Kurse
ens zu schaffen, in der wir uns als Menschen begegnen und uns 

gegenseitig als einmalige Pers̈nlichkeiten kennenlernen. Eine 
solche Atmospḧre tr̈gt zu einer ̈ffnung bei. Inhaltlich steht im 

Richard M̈ller sprach ̈ber das Programm mit Lukas Hohler, 1. Teil die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, wie sie 
dem Autor und Trainer von «Starke Lehrpersonen»:
mit dem Lehrerinnen-/Lehrerdasein zusammenḧngt und wel- 

che Vision damit verbunden ist. Das Ausarbeiten dieser Position 
Was genau verstehen sie unter «stark»?
bildet das Fundament f̈r die Auseinandersetzung mit anderen 
Stark zielt auf die Schnittmenge zwischen dem, was in der Per- Menschen. Der 2. Teil thematisiert die Gespr̈chsf̈hrung. Darin 

s̈nlichkeit und in der Person vorhanden ist und dem, was in der kommen ein paar Methoden aus der Prozessarbeit, die den Hin- 
Berufsrolle gefragt wird. Es gibt einen Bereich, der deckungs- tergrund des Programms bilden, zum Tragen. Ebenfalls werden 

gleich ist, von dem man sagen k̈nnte, in dem Sinne besteht be- Elemente aus der Kommunikationslehre und Konfliktarbeit ein- 
reits eine Veranlagung zur Berufsrolle «Lehrerin/Lehrer». Diese gef̈hrt. Der 3. Teil befasst sich mit der Gruppenf̈hrung. Wie 

Schnittmenge bewusst und nutzbar zu machen, das ist die Basis, geht eine Lehrperson mit der Gruppe und deren Dynamik um? 
die wir im Programm als «stark»(= handlungsf̈hig) verstehen. Gëbt wird zentral der Umgang mit Widerstand, speziell auch mit 
Darin wird das Bewusstsein gescḧrft und eine eindeutige Personen, die im Umfeld sehr sẗrend wirken k̈nnen. Schlus- 

Position formuliert. Sich zudem klar und transparent dar̈ber
sendlich fokussiert das Programm im 4. Teil, wenn sich Lehrper- 
auszudr̈cken, hilft den Lehr- sonen mit den vorangegangenen Instrumenten gesẗrkt haben, 

personen, ihre Kommunikation auf die Teamrolle. «Wie kann ich stark sein und gleichzeitig in 
erfolgreich zu gestalten.
einem Team arbeiten? Wie kann ich als starke Lehrkraft auch 

Teil von einer Organisation sein?» Gerade Teamarbeit ist heute in 
Wie kam es zu diesem vielen Berufsfeldern ein Muss. Da Teammitglieder verschieden 
Programm «starke sind, stellt sich die Frage nach dem Individuum und wie es sich 
«Wie kann ich stark 
Lehrpersonen»?
mehr zeigen kann. Sich gegenseitig in den Verschiedenheiten 
sein und gleichzeitig in Ein erstes Pilotprojekt entstand untersẗtzen wird hier zum Grundsatz. So kann sich ein vorher 

einem Team arbeiten?»
in der Stadt Z̈rich durch die ungeahntes Teampotenzial entwickeln und sichtbar werden.
Zusammenarbeit mit der Fach- 
Was ist mit der im Handbuch als «Betriebssystem» 
stelle f̈r Gewaltpr̈vention 
des Schul- und Sportdeparte- bezeichneten Prozessarbeit gemeint?
mentes. Immer wieder wurde Prozessarbeit war urspr̈nglich eine psychotherapeutische 

diese von Schulen um Hilfe Schule, die in den 80er Jahren in der Schweiz aus der Psy- 
und Untersẗtzung angefragt,
chologie C.G. Jungs entstanden ist. Sie hat sich in den letzten 

um Konflikte zu l̈sen. Ich erhielt von der Fachstelle den Auftrag, 30 Jahren sehr stark entwickelt und findet heute Anwendung 
eine Wirkungsanalyse der Lehrercoachings vorzunehmen. Vor in allen Bereichen, wo Menschen mit Menschen zu tun haben. 
dem Hintergrund meiner Herkunft, der Prozess- und Konflikt- Der Grundgedanke davon ist, dass in jedem Konflikt die L̈sung 

arbeit, entstand ein erstes Methodenrepertoire. Motiviert durch bereits angelegt ist. Der Konflikt ist sozusagen eine L̈sung, die 
die guten R̈ckmeldungen bildete sich darauf eine gr̈ssere
auf die Welt kommen m̈chte. Wir sehen den Konflikt nicht als





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