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Schulblatt Thurgau 6 • Dezember 2013 F o k u s 11









































. die in der Tiefe des menschlichen Herzens gr̈ndet.» (Dalai Lama)
Bild: Fabian von Unwerth






kritisch gepr̈ft. Es wird nach ihrer Glaubẅrdigkeit gefragt und Recherchieren ist ergiebig und bereichernd, wenn arbeitsteilig in 
versucht, die verbindende Frage zu ergr̈nden: Was ist, wenn einem Team vorgegangen wird. Ausgehend von der ausgeẅhl- 
ich tot bin?
ten Frage wird gemeinsam festgelegt, welchen Perspektiven 

nachgegangen werden soll.
Ziele und philosophische Haltung

Ziel des Philosophierens ist es, in der Auseinandersetzung Perspektiven zu einer existenziellen Frage
mit dem Anderen, der Welt und sich selbst ein kritisches Be- 1. Philosophischer Gehalt, philosophische Positionen

wusstsein und jene Urteilsf̈higkeit aufzubauen, um ̈ber sich 2. Mythische oder religïse Zug̈nge
selber nachzudenken, andere Meinungen zu respektieren, zu 3. Psychologische Bedeutung im Umgang mit der Frage 
hinterfragen, zu begr̈nden, zu verstehen, hinzuḧren, hinzu- 4. Gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung

sehen, zu f̈hlen, Unterschiede zu erkennen und diese sprach- 5. Historische Betrachtung
lich auszudr̈cken.1 Diese Beschreibung steht im Einklang mit 6. Naturwissenschaftliche Konzepte

den heutigen Erziehungszielen, welche die Selbstsẗndigkeit, 
das Verantwortungsbewusstsein, die Entscheidungsf̈higkeit Das Eintauchen in eine neue Welt ist faszinierend – der an- 

und das Selbstvertrauen in den Vordergrund stellen.2 Wer mit schliessende Austausch im Team spannend. Verbunden mit 
Kindern und Jugendlichen philosophiert, nimmt ihre Fragen und einem philosophischen Gespr̈ch kann der philosophische Dia- 
Erkenntnisbem̈hungen ernst, akzeptiert sie als eigensẗndige log unter den Erwachsenen gëbt werden. Das erarbeitete 

Pers̈nlichkeiten und betrachtet ihre Ansichten als gleichwer- Fachwissen wird beim Philosophieren den Aussagen der Kinder 
tig. Im philosophischen Dialog gibt es kein Richtig oder Falsch, und Jugendlichen gegen̈bergestellt. «Was du jetzt gerade ̈ber 

keine banalen Gedanken, interessant ist alles, was den Weg der die Seele erz̈hlst, dass sie nicht sterben kann, das hat auch 
Wahrheitssuche bereichert. Der gemeinsame Fortschritt ist das Platon beschrieben. Er hat das so verstanden.» ̈ltere Kinder 

Ziel, was das Pr̈fen und Verwerfen von Ideen auf der Suche und Jugendliche k̈nnen sich an den Recherchen beteiligen.
nach dem sẗrkeren Argument einschliesst. Basis ist ein ge- 
genseitiges Vertrauen in dreifacher Hinsicht: Die Forschungs- Die philosophischen Gespr̈chssequenzen

gemeinschaft muss ein physisch, emotional und intellektuell folgen oft einer ̈hnlichen struktur
sicherer Ort sein. 3
Um ein Thema zu lancieren, eignen sich Bilderb̈cher, Geschich- 

ten, Naturbeobachtungen, Ausstellungsbesuche. Ausgehend 
Vorbereitung und inhaltliche struktur des von der Frage werden f̈r das Gespr̈ch ein bis zwei «Grundfra- 
philosophischen Gespr̈chs
gen» und viele vertiefende «Hebammenfragen»formuliert. Ein 
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Die Vorbereitung gliedert sich in zwei Teile: Einer fachlichen ganz anderer Zugang ist eine einfache «Fragesammlung» mit 
Recherche und ̈berlegungen zur didaktischen Umsetzung. Das
der Gruppe. Die Kinder und Jugendlichen k̈nnen pers̈nliche





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