Page 41 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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dergedanke im Vordergrund. Mein persönliches Ziel ist es, mit meinen Besuchen ein möglichst grosses Mass an Wirkung für die Lehrperson und ihren Unterricht zu erzeugen. Dabei lasse ich mich von den folgenden Haltungen leiten.
Beurteilung von Lehrpersonen in der Praxis
Eine Zielsetzung besteht sicherlich darin, dass die beurteilte Lehrperson eine Einschätzung der geleisteten Arbeit durch die vorgesetzte Stelle erhält. Sie hat nicht nur Anrecht auf eine Standortbestimmung, sondern dahinter steckt auch die Thema- tik der Fairness und Verantwortung gegenüber der Lehrperson. Zusätzlich ist davon auszugehen, dass sich jede Lehrperson in ihrer Lehrer- oder Lehrerinnenpersönlichkeit weiter entwickeln möchte. Es ist mir deshalb ein zentrales Anliegen, die Lehrper- sonen in diesem Prozess im konstruktiven Sinne zu unterstützen.
Transparenz und Vertrauen
Alle Lehrpersonen werden umfassend über das Beurteilungs- verfahren informiert. Die Anzahl der Schulbesuche wird mitge- teilt. Die Lehrpersonen erfahren, welche davon angekündigt werden. Die zum Einsatz kommenden Beurteilungsinstrumente sind bekannt und können vorgängig auch diskutiert werden. Je grösser die Transparenz bezüglich des Verfahrens, desto grösser die Akzeptanz der beurteilten Lehrperson. Es kann damit eine Vertrauensbasis geschaffen werden, die es ermöglicht, die er- wähnten Zielsetzungen zu erreichen.
«Da muss es eigentlich
zur Selbstverständlichkeit werden, dass wir uns für
die Rückmeldungen der Schülerschaft interessieren.»
Selbstreflexion
Nichts ist unangenehmer, als in einer Beurteilung mit Kritik kon- frontiert zu werden, welche man selbst schon erkannt hat. Nicht nur deswegen ist es wichtig, dass die Lehrpersonen ihren eige- nen Unterricht reflektieren und selbst Massnahmen für ihre Unter- richtsentwicklung ableiten. Damit kann übrigens auch denjenigen Lehrpersonen adäquat begegnet werden, welche mit sehr hohen persönlichen Ansprüchen unterwegs sind, welche für das Beste- hen im Schulalltag eventuell zu beanspruchend werden könnten.
Schülerfeedback
Schulische Kommunikation ist gegenseitig. Auch die Schülerin- nen und Schüler haben unabhängig davon, ob sie diese formu- lieren dürfen, Befindlichkeiten und Einschätzungen gegenüber ihren Lehrpersonen. Sie verbringen eine nicht zu unterschät- zende Zeit an der Schule. Da muss es eigentlich zur Selbst- verständlichkeit werden, dass wir uns für die Rückmeldungen der Schülerschaft interessieren. Um dieses Interesse nicht zu untergraben, sollte diese Erhebung nicht durch die vorgesetzte Stelle erfolgen, sondern durch die Lehrperson selbst. In einer ersten Phase muss sich die Lehrperson klar werden, welche Themen und Inhalte sie bei den Schülerinnen und Schülern erfragen möchte. Es hat keinen Zweck, Fragen zu stellen, bei denen ohnehin klar ist, dass die Lehrperson sich für die Antwort nicht interessiert oder nicht willens ist, sich in diesem Punkt zu verändern. Anschliessend setzt sich die Lehrperson mit ver- schiedenen Feedbackinstrumenten auseinander. Die Literatur und das Internet bieten ein Fülle von verschiedenen Tools, die sowohl in der Vorbereitung, der Durchführung und der Auswer- tung unterschiedlich aufwendig sind. Es ist wesentlich, dass die Lehrperson das Feedback selbst auswertet und die Ergebnisse samt den abgeleiteten Massnahmen mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert. Für meine Beurteilung ist zentral, wie die Lehrperson mit den Resultaten des eingeholten Feedbacks um- geht. Man mag einwenden, dass eine Lehrperson mit diesem Vorgehen unangenehmen Fragen ausweicht. Es gehört dann zur Aufgabe der vorgesetzten Stelle, diese Themen anzusprechen und zu diskutieren. Nicht selten sind eben diese Gespräche im Hinblick auf die Gesamtzielsetzung sehr ergiebig.
Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2015
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