Page 32 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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LEHRPLAN 21 AUSGABE 13 · SCHULBLATT JUNI 2015
Wie kommt
das Salz ins Meer...?
Die anstehende Einführung des Lehrplanes 21 in den Thurgauer Schulen ist eine Herausforderung. Gefragt ist kluges Change Management. Das wie- derum setzt etablierte Strukturen voraus, damit sich die Essenzen des Lehrplanes im System ausbreiten können. In den folgenden Ausführungen wird der Versuch gemacht, die Gelingensbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung zu skizzieren.
Markus Mendelin, Schulpräsident
Das Qualitätskonzept des Kantons Thurgau gibt die Eckwerte für eine gute Schule vor. Komprimiert fin- den wir die Vorgaben in der Broschüre des Amtes für
Volksschule «Merkmale für Unterrichts- und Schulqualität». Das Qualitätskonzept des Kantons Thurgau bildet die Grundlage für die externe Evaluation, die sich auf die Eckwerte einer guten Schule abstützt. Jede Weiterentwicklung hat dann gute Chan- cen, wenn gewisse Qualitätskriterien erfüllt sind.
Die nachfolgenden Beurteilungen stützen sich auch auf das Steuerungswissen, das anonymisiert aus den Evaluationen der Jahre 2011 bis 2013 gezogen wurde. Die acht Schritte zur Veränderung von Organisationen orientieren sich an den «On Change» von John Kotter.
Schritt 1: Handlungsbedarf aufzeigen
Das Projekt Lehrplan 21 ist im Kanton Thurgau schon seit längerem ein Thema. Schon anfangs 2010 wurden Verbände und Parteien eingeladen, zu den nationalen Bildungszielen (Bildungsstandards) Stellung zu nehmen. Die nationalen Bil- dungsziele, deren konkrete Aufgabenstellungen breitbandig in Schulen getestet wurden, waren schlussendlich die Vorgabe für den Lehrplan 21. Am18. Dezember 2012 beauftragte der Regierungsrat das Departement für Erziehung und Kultur, eine Projektorganisation für die Einführung auf die Beine zu stellen und im Herbst 2013 wurde eine umfassende Evaluation der 2. Fassung durchgeführt.
Teilschritt 1.1: Orientierungsphase
Zur Orientierungsphase gehören die Analyse des Auftrages und des Umfeldes, beispielsweise mit den Kompetenzprofilen für Schulleitungen und Lehrpersonen. Der definitive Auftrag wird im August erteilt und die Instrumente stehen ab November 2015 bereit. Die Schulgemeinden konnten aber vorausschauend schon in der letzten Legislatur erkennen, dass die Einführung des Lehrplanes 21 ein wichtiges Postulat der kommenden Le- gislatur sein würde.
Teilschritt 1.2: Ziele setzen, Meilensteine definieren, Kosten budgetieren
Leitbild, Leitsätze und Legislaturziele der Schulbehörden schaf- fen Klarheit über den Weg in die Zukunft. Wenn nicht bereits passiert, ist es zentral, dass die Schulbehörde eine Vorstellung hat, wie sie die Einführung des Lehrplanes 21 ideell und organi- satorisch gestalten will.
Teilschritt 1.3: Aufzeigen, welche Chancen
die geplanten Veränderungen beinhalten und was schon gemacht wird
Mitte 2013 fand die erste öffentliche Veranstaltung zum Lehr- plan 21 statt. Seither gibt es verschiedenste Angebote, um sich mit der Konzeption, dem Inhalt und den Einführungsbedin- gungen vertraut zu machen. Angebote der Schulberatung und ein breites Weiterbildungsangebot ergänzen die Informations- möglichkeiten für Schulbehörden und Schulleitungen.
Fazit
Die hohe Teilautonomie der Thurgauer Schulgemeinden ist Chance und Auftrag zugleich. Das Steuerungswissen zeigt nicht überraschend, dass grosse Schulgemeinden durchgän- gig über eine aktive strategische Führung verfügen, während das bei mittelgrossen und kleinen Schulgemeinden nur zum Teil zutrifft. In den kleinen Schulgemeinden ist die Fluktuation bei den Schulleitungen aber auch bei den Behördenmitglie- dern ein grosses Hindernis, Kontinuität herzustellen. Umso wichtiger dürfte sein, dass der Schritt 2 im Change Manage- ment trittsicher gemacht wird.
Schritt 2: Führungsteam zusammenstellen
Die Einführung des Lehrplanes ist eine organisatorische He- rausforderung. Wenn die Einführung bis 2021 gelingen soll, dann ist eine gute, nachwirkende Projektorganisation zentral. Die Einführung des Projektes verlangt von allen Beteiligten Re- spekt und Loyalität. Der von 21 Kantonen initiierte Lehrplan 21 orientiert sich an abgesicherten Bildungsstandards. Die Anfor- derungen an das Lernen werden klarer und präziser.
Teilschritt 2.1: Führungsteam zusammenstellen
Mit der Installation eines Führungsteams soll eine möglichst breite Abstützung erreicht werden. Nur gemeinsam kann das Projekt Einführung des Lehrplanes umgesetzt werden. Wichtig ist, dass alle Interessengruppen eingebunden sind und trotzdem eine produktive Gruppengrösse erreicht wird. Bei der Auswahl der Mitglieder ist auch darauf zu achten, dass die richtigen Leute für die Zukunft (nicht der Vergangenheit) ausgewählt werden. Leute mit viel Erfahrung und hoher Glaubwürdigkeit werden besser akzeptiert. Die Komplexität der Aufgabe verlangt nach Führungs- und Projektmanagementfähigkeiten.
Teilschritt 2.2: Führungsteam entwickeln
Dazu gehört ein klar definierter Auftrag (Hierarchie, Abläufe, Zeitplan, Entscheidungsbefugnisse), geklärte Rahmenbedin- gungen (Entschädigung, Kompensation) und gute Einführung in die Thematik (allenfalls Weiterbildungen planen, Unterlagen zeitgerecht zur Verfügung stellen etc.).