Page 30 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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LEHRPLAN 21 AUSGABE 13 · SCHULBLATT JUNI 2015
Frage & Antwort
Verliert das Wissen mit der Kompetenzorientierung
an Bedeutung?
Mit dem Lehrplan 21 steht nicht mehr ausschliesslich der Erwerb von klassischem Schulstoff im Zentrum, sondern der weiterfüh- rende Erwerb von Kompetenzen. Damit entspricht die Schule den heutigen Anforderungen von Arbeitswelt und Gesellschaft, welche drei Kategorien von Schlüsselkompetenzen kennt: Me- dien und Mittel (Technologien, Sprache) sollen wirksam einge- setzt werden können, das Handeln mit und in der Vielfalt will gelernt sein und der Einzelne soll seine Identität entwickeln, Ziele anstreben und Verantwortung übernehmen können. In- halte oder Schulstoff nur «auswendig wiederzugeben» reicht längst nicht mehr aus. Daher stimmt die Behauptung nicht, das Wissen verliere mit der Ausrichtung an Kompetenzen an Bedeu- tung und die Bildungsinhalte würden beliebig.
Das Gegenteil ist der Fall: Wissen ist die Basis für Kompetenz. Man kann nicht kompetent sein, wenn man sich in der Sache nicht auskennt. Der Lehrplan 21 weist daher aus, welches Wis- sen die Schule vermitteln soll, bleibt aber dort nicht stehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen dieses Wissen auch altersge- mäss anwenden können. Der Lehrplan 21 unterscheidet wie die heutigen Lehrpläne auch zwischen verbindlichen Inhalten und solchen, welche die Lehrperson wählen kann.
Weitere Fragen und Antworten finden Sie auf www.schuletg.ch > Lehrplan 21 im Thurgau > FAQ
Liebe Leserin Lieber Leser
Die am 1. April anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter haben gezeigt, dass niemand die Einladung zum Modul «Lern- und Unterrichtsver-
ständnis» als Scherz interpretiert hat. Zum Glück für uns als Veranstalter, zum Glück aber auch für die Teilnehmenden! Denn Professor Reusser verstand es einmal mehr, nicht gerade mit der Übersichtlichkeit seiner Folien, dafür mit seiner Kompetenz und Präsenz zu überzeugen. Was die Schulleiterinnen und Schulleiter von diesem tägigen Wei- terbildungsmodul in ihre Arbeit hinaustragen werden, ist so unterschiedlich wie die Schulleitungen heterogen sind.
Hier schwingt eine Unsicherheit des Lehrens und Lernens mit, die uns dauernd begleitet: Was von den Lernintentionen kommt tatsächlich an? Wie werden sie aufgenommen und weiter verarbeitet? Lernprozesse – egal ob bei Schülerinnen und Schülern oder Erwachsenen – sind konstruktivistisch angelegt: Was jemand unter bestimmten Bedingungen lernt, hängt stark, jedoch nicht ausschliesslich, von dem Ler- nenden selbst und seinen Erfahrungen ab. Ich baue darauf, dass wir mit dem Modul am Vorwissen der Schulleitungen anknüpfen konnten und für sie an diesem Tag ein Gewinn entstanden ist. Offenbar vorwiegend negative Schulerfah- rungen musste die Gruppe von Unzufriedenen machen, die gegen die Einführung des Lehrplans in unserem Kanton ist. Sie schieben ihre Besorgnis «über den aktuellen Zustand der Schulen» vor und verknüpfen dies nicht nachvollzieh- bar mit dem künftigen Lehrplan. Hier gibt es noch einiges an Informations- und Überzeugungsarbeit zu leisten, zu der auch Sie in Ihrer nächsten Umgebung beitragen können. Wir freuen uns auf Ihre tatkräftige Unterstützung!
Sandra Bachmann
Gesamtprojektleiterin Einführung Lehrplan 21 im Thurgau
LEHRPLAN 21 ZUM HERAUSTRENNEN


































































































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