Page 31 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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À jour
Willkommen beim Lehrplan 21!
Die Arbeiten zum Lehrplan 21 im gemeinsamen Projekt der deutsch- und mehrsprachigen Kantone sind abgeschlossen. Daher wurde die Webseite des Lehrplans 21 neu gestaltet. Sie enthält neben der druckfertigen Fassung des Lehrplans 21 die bereits erlassenen Lehrpläne der Kantone Luzern, Basel-Stadt und Basel-Landschaft.
Zudem stehen zur Entstehungsgeschichte vielfältige Hin- tergrundinformationen zur Verfügung: Welches sind die rechtlichen Grundlagen zur Erarbeitung eines gemein- samen Lehrplans, beispielsweise für Kantone, die dem Har- moS Konkordat nicht beigetreten sind? In welchen Etappen wurde der Lehrplan 21 erarbeitet und wer war beteiligt? Im Register Konzept finden sich Informationen zu den Fach- bereichen, der Kompetenzorientierung, den Grundkom- petenzen, den Lehrmitteln, den Stundentafeln und vielen weiteren Themen. Zusammengefasst werden diese Infor- mationen im Dokument «Rahmeninformationen» (Konzept > Weitere Themen).
Die Webseite liefert einen Überblick zum Stand der Einfüh- rung in allen Kantonen. Häufig gestellte Fragen wie «Was ist ein Lehrplan?» oder «Was bedeutet die Kompetenzorientie- rung im Lehrplan 21?» enthalten die Fragen und Antworten. Um gezielt argumentieren zu können, sind die Antworten auf kritische Einwände wie beispielsweise das Fehlen von Jahrgangszielen (Fragen > Kritikpunkte) hilfreich.
Wer in wenig Zeit das Wichtigste zum Lehrplan 21 erfahren oder weitergeben will, dem dient der Film «Der Lehrplan 21 kurz erklärt» (Dauer 01:50).
Lehrplan 21, Kantonslehrpläne, Film, Argumentarium
www.lehrplan.ch
Aus dem Kernteam
«Einen neuen Lehrplan in die Umsetzung zu begleiten ist eine vielfältige und herausfordernde Aufgabe. Bei all diesen Arbeiten ist für mich zentral, dass wir den Lernerfolg der Kinder und Jugendlichen in der Volksschule als Massstab vor Augen halten. John Hattie hat es so formuliert: ‹Teachers see learning through the eyes of students.› Dafür setze ich mich ein!»
Sandra Bachmann
Gesamtprojektleiterin
Einführung Lehrplan 21 im Thurgau
Erscheinungsweise/Inhalte: Auf den Lehrplan 21-Doppelseiten wird alle zwei Monate oder nach Bedarf über gesamtschweizerische und thurgauische Entwicklungen informiert. Die Leser erhalten Einblicke in die Arbeiten der Projektorganisation (v.a. des Kernteams), wissenswerte Hintergrundinformationen, Antworten auf die häufigsten Fragen und aktuelle Hinweise. Redaktion: Sandra Bachmann, AV, sandra.bachmann@tg.ch, 058 345 58 10
LEHRPLAN 21 AUSGABE 13 · SCHULBLATT JUNI 2015
Einführung Thurgau
«Ich weiss es ja, aber ich muss es auch noch kapieren»
Auf dem Weg zum «Lehrplan 21 Volksschule Thurgau» besuchten rund 140 Thurgauer Schulleiterinnen und Schulleiter am 1. April 2015 in Weinfelden das obligatorische Weiterbildungsmodul «Lern- und Unterrichtsverständnis». «Wenn man etwas weiss, hat man es durchdacht und verstanden und kann es dann im Kopf behalten oder vergessen. Wenn man etwas kapiert, weiss man etwas genau und behält es im Kopf und vergisst es nicht schnell, sondern stellt mit dem Wissen auch etwas an. Das könnte ein Unterschied zwischen Wissen und Kapie- ren sein.» Mit diesem Zitat aus dem Buch «Die Berlinreise» von Hanns-Josef Ortheil eröffnete Sandra Bachmann das Weiter- bildungsmodul. Es zeige eine literarische Umschreibung des vieldiskutierten Kompetenzbegriffs.
Die Kompetenzorientierung gilt als Leitbegriff und didaktische Herausforderung des Lehrplans 21. Zu diesem Thema gestaltete Prof. Dr. Kurt Reusser den Vormittag. Er leitet den Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Didaktik am Institut für Erzie- hungswissenschaft der Universität Zürich und ist Mitautor des Kapitels «Lern- und Unterrichtsverständnis» im Lehrplan 21. Als Präsident des Fachbeirats hat er zudem die Entwicklung und Erarbeitung des neuen Lehrplans eng begleitet und mitgeprägt. Eine der Hauptaussagen in Reussers Ausführungen war, dass Fachwissen und Kompetenz keine Gegensätze darstellen. Viel- mehr baut Kompetenz auf Wissen auf. «Ohne Wissen gibt es kein Können», betonte er. Tiefe Wissensbildung gehe über das blosse Durchnehmen und Reproduzieren von Stoffinhalten hinaus. Am Schluss des Unterrichts sollten sich Lehrpersonen nicht nur fra- gen, ob sie den Stoff «durchgebracht» haben, sondern ob die Schülerinnen und Schüler das Gelernte auch verstanden haben und anwenden können – oder eben «kapiert haben».
In einem kompetenzorientierten Unterricht spielen gute Aufga- ben eine zentrale Rolle. Sie machen die Kompetenzen sichtbar. Am Nachmittag stellten Stephan Nänny von der Pädagogischen Hochschule Thurgau und Xavier Monn vom Amt für Volksschule eine Planungshilfe vor, wie Aufgaben in einer Unterrichtseinheit in eine sinnvolle Abfolge gebracht werden können, damit sie den Lernprozess und Aufbau von Kompetenzen optimal unterstützen. An konkreten Praxisbeispielen zum Thema Fabeln erprobten die anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter das Prozessmodell. Mit dem Weiterbildungsmodul haben die Schulleitungen einen wichtigen Einblick erhalten in das dem Lehrplan 21 zugrunde liegende Lern- und Unterrichtsverständnis. Die gewonnenen Er- kenntnisse unterstützen sie darin, allfälligen Entwicklungsbedarf an ihren Schulen zu erkennen und die Umsetzung des Lehrplans 21 zu planen. Die Rückmeldungen zur Veranstaltung wiederum sind wertvoll für die Weiterentwicklung des Moduls hinsichtlich der Multiplikatorinnen- und Multiplikatoren-Ausbildung sowie der Weiterbildung für die Lehrpersonen. Diese besuchen das obliga- torische kantonale Weiterbildungsmodul 2016.
Unterlagen zur Veranstaltung finden Sie auf
www.schuletg.ch > Lehrplan 21 im Thurgau > Einführung > Modul Lern- und Unterrichtsverständnis.