Page 21 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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personen auf der Primarstufe sowie ein Drittel der Lehrper- sonen auf der Sekundarstufe I merkten in diesem Bereich Verbesserungsbedarf an.
Deutlich kritischer beurteilten die befragten Lehrpersonen so- wohl auf der Primar- wie auch auf der Sekundarstufe I, ob an der Schule durch systematische Befragungen von Schülerinnen und Schülern regelmässig Rückmeldungen zur Unterrichtsquali- tät eingeholt werden (Grafik B). Rund zwei Fünftel der Lehrper- sonen beider Schulstufen bewerteten diese Aussage jeweils mit negativen Einschätzungen. Gut ein Drittel gab jeweils an, dass dieser Bereich noch zu optimieren sei.
Wir wollten in den schriftlichen Befragungen auch von ihnen wissen, ob sie von den Lehrpersonen zu ihrem Erleben im Unter- richt befragt werden. Die Einschätzungen beider Stufen streuten sehr breit (Grafik C).
Aus den Ergebnissen der schriftlichen Befragungen schlies- sen wir, dass Kinder und Jugendliche in der Tendenz eher zur Schul- und weniger zur Unterrichtsqualität befragt werden. Lehrpersonen nutzen damit die Chance insgesamt noch wenig, Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler als Ausgangs- punkt zu betrachten, um ihren eigenen Unterricht weiterzuentwi- ckeln. Allerdings gaben einige Lehrpersonen an, dass in diesem Bereich noch «Luft nach oben» bestehe. Wir vermuten, dass diese dazu bereit sind, Rückmeldungen von den Kindern und Jugendlichen zum Unterricht aktiver zu nutzen.
Rückmeldungen geben und einholen setzt gegenseitiges Vertrauen voraus
Die Lehrpersonen geben ihren Schülerinnen und Schülern im Verlauf der Lernprozesse regelmässig Rückmeldungen. Sie beobachten das Verhalten der Kinder und Jugendlichen, be- werten ihre Arbeiten und beurteilen die erbrachten Leistungen. Solche Rückmeldungen sind im Hinblick auf den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler äusserst wirksam 2. Eine wichtige Grundlage für eine positive Lernkultur ist das gegenseitige Ver- trauen zwischen Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern.
In den schriftlichen Befragungen schätzten die meisten Kinder und Jugendlichen positiv ein, dass sie den Lehrpersonen offen sagen können, wenn sie etwas stört (Grafik D). Damit besteht in vielen Klassen eine gute und wichtige Vertrauensbasis, um bei den Schülerinnen und Schülern gezielt Rückmeldungen zum eigenen Unterricht einzuholen und dessen Qualität zu über- prüfen. Aus unserer Sicht stellen die Kinder und Jugendlichen deshalb mit ihrer Lernerfahrung und ihrem erworbenen Wis- sen eine wichtige Ressource dar, um gemeinsam sinnvolle Lö- sungen bei Lernschwierigkeiten zu entwickeln. Lehrpersonen erlaubt dies, ihren Unterricht anhand der Rückmeldungen selbstkritisch zu überdenken und nach Möglichkeiten zu suchen, um die Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler bewusster zu gestalten. Selbstverständlich können sie dabei nicht auf alle Wünsche und Bedürfnisse eingehen.
Herausfordernde Aufgabenstellungen im Unterricht und er- mutigende Worte der Lehrpersonen, diese auch selbstständig zu bewältigen, stärken die Erwartung der Kinder und Jugend-
GRAFIK-LEGENDEN
Skala Grafik «Qualität»
+++ ++ + - -- --- ?
trifft genau zu
trifft meist zu
trifft eher zu
trifft trifft
eher meist nicht zu nicht zu
trifft gar nicht zu
weiss nicht
Skala Grafik «Verbesserungsbedarf» (VB)
+ - -- ?
kein VB grosser weiss VB VB nicht
LEHRPERSONEN-BEFRAGUNG
A: «An unserer Schule werden gezielt Rückmeldungen
zur Schulqualität bei Schülerinnen und Schülern eingeholt.»
Einschätzung der Qualität: 60%
40% 20%
0%
+++ ++ + - -- --- ?
18% 18%26%21%23% 19%14% 20%11%
12%
8%6% 1%2%
Einschätzung des Verbesserungsbedarfs:
60% 40%
20%
54%
37% 31%
31%
28% 13%
4%2%
0 %
+ -
-- ?
Primarstufe (N: 539) Sekundarstufe (N:320)
B: «An unserer Schule werden regelmässig Rückmeldungen
zur Unterrichtsqualität bei Schülerinnen und Schülern eingeholt.»
Einschätzung der Qualität: 60%
40% 20%
0%
+++ ++ + - -- --- ?
21%17%22%24%26% 16% 23%
6 % 10 % 12% 6 % 2 % 5 % 11 %
Einschätzung des Verbesserungsbedarfs:
60% 40%
20% 0 %
+ - -- ?
Primarstufe (N: 539) Sekundarstufe (N:320)
50%
33%34%
31% 32 % 13%
4% 2%
Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2015 F O K U S 21