Page 52 - Schulblatt Thurgau 03 2014
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48 K U LT U R Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2014








KUNSTMUSEUM



«s̈en und ernten»






Nahrungsmittelproduktion in der Kartause Ittingen Jahren etwa die gleiche Fl̈che, die noch heute zum Bauern- 

gestern und heute. Anhand von historischen Zeug- hof der Kartause geḧrt. Die Forstwirtschaft spielte eine sehr 
wichtige Rolle, daneben gab es Viehwirtschaft und eine Fisch- 
nissen, Ger̈tschaften der Familie Fehr, aber auch zucht. Detaillierte Pl̈ne und umfangreiche Verwaltungsb̈cher 

aktuellen Informationen des Ittinger Gutsbetriebes, vermitteln aufschlussreiche Informationen zum Betrieb der 
Landwirtschaft, zum Anbau der Produkte und zur Arbeitsorga- 
zeigt die Ausstellung Entwicklungen in der Nah- 
nisation seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Besonders interes- 
rungsmittelproduktion auf.
sant sind die ̈berlegungen des ẗchtigen und weitblickenden 
Procurators Josephus Wech (1702 – 1761) zur Verbesserung der 

Brigitt N̈pflin Dahinden, Museumsp̈dagogin
Landwirtschaft, etwa zur D̈ngung der Wiesen. Sein Grundsatz, 
die Qualiẗt zu f̈rdern, spielte eine entscheidende Rolle f̈r das 

Swirtschaftliche Wohl der Kartause Ittingen.


eit der Klostergr̈ndung geḧrte zur Kartause Ittingen ein Nach der Aufhebung des Klosters ̈bernahm Victor Fehr (1846 – 
grosser Bauernhof. Ein hoher Grad an Selbstversorgung 1938) im Jahre 1867 die Kartause Ittingen und wandelte sie 
war nicht nur den M̈nchen wichtig, sondern ist auch
in einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb um. Mit grosser 

heute noch einer der Grundpfeiler des Kultur- und Seminarzen- Tatkraft und Initiative trieb er den Ausbau und die Mechanisie- 
trums an diesem Ort. Im Gegensatz dazu betrieb der Gutsherr rung seines Gutsbetriebes voran. Aus England importierte er 

und Landwirtschaftspionier Victor Fehr im 19. Jahrhundert den die erste M̈hmaschine und die erste Dampfdreschmaschine 
Bauernhof ganz im Zeichen von Rentabiliẗt und Fortschritt. Die der Schweiz. In seiner modernen Zentrifugenmolkerei wurden 

Ausstellung «s̈en und ernten» zeigt auf, wie sich die Nahrungs- ẗglich 2400 Liter Milch zu bester Tafelbutter verarbeitet und an 
mittelproduktion der Kartause Ittingen vom 18. Jahrhundert bis Gescḧfte in St. Gallen, Schaffhausen, Z̈rich oder auch an pri- 
heute entwickelte. Zur Zeit des Klosters wurde der landwirt- vate Haushalte geliefert. Seine Kenntnisse der Landwirtschaft 

schaftliche Besitz mit angestellten Knechten oder Laienbr̈dern erwarb er unter anderem auf umfangreichen Reisen, die ihn 
bewirtschaftet. Das Eigengut umfasste schon vor dreihundert
zum Beispiel nach England, Mexico oder ins Weisse Haus nach





IMPRESSIONEN EINES PRAKTIKANTEN BEI EDI FEHR 1926/27



Ochsengespann beim 

Mistf̈hren und gepuppter 

Weizen, um 1930.






















Bilder: © Ittinger Museum





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