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Schulblatt Thurgau 2 • April 2014 F O K U S 27








von 130 Stimmen geben zu, dass sie zu den Opfern geḧren. birgt eine solche Umfrage die Gefahr, dass das erkundet wird, 
Weshalb wurden eigentlich die Eltern nicht mit einbezogen. Si- was man ḧren m̈chte. «Da haben Evaluationen was von Horos- 

mone Weigelt sagts: «Wenn du hier den ersten Schritt machst, kopen!», schmunzelt Marco Roduner, um gleich nachzuschieben: 
musst du gleich loslaufen . !»
«Wir k̈nnen es uns nicht einfach machen. Die Lehrperson muss 
gestalten und mitwirken, dann ist sie auch in der Pflicht, die Wirk- 

2. Schulleitung Stacherholz: «Umfragen
samkeit ihres Schaffens zu hinterfragen.» – «Die grossen Freihei- 
haben was von Horoskopen»
ten m̈chten wir dadurch nicht einem allf̈lligen zentralistischen 

Marco Roduner freut sich ̈ber diese Eigeninitiative im Scḧntal, Gedanken unterordnen. Uns leitet: Vom Ich zum Wir!»
entspricht sie doch genau seiner Vorstellung von professioneller 
Kollegialiẗt. Ob Klassentausch, gegenseitiges Hospitieren oder 3. Bergli: Der Panorama-Blick

eine Videoanalyse – die Formen der Selbstevaluationen sind vari- Urspr̈nglich sollte im Schulhaus Bergli stufen̈bergreifend 
antenreich und stets zu begr̈ssen. Wichtig sei, dass dies im ein – bis zweimal pro Semester gegenseitig hospitiert werden. 

Bewusstsein geschehe, dass sich die Erkenntnis daraus 1:1 im Ẅhrend einer Lektion setzte sich ein Teammitglied zu einer 
Unterricht niederschl̈gt.
vertrauten Kollegin in den Unterricht. Als sehr bereichernd emp- 

fanden alle diese Unterrichtsbesuche. Die M̈glichkeit, «stufen- 
Marco Roduner wollte nach dem ersten Jahr sein Schulleiter- ̈berschreitend» erwies sich als besonders gewinnbringend, er- 
Dasein ebenfalls innerhalb seines Teams bilanzieren lassen. Die weiterten sich dabei doch die eigene Methodenvielfalt und die 

Fragebogen durften anonym ausgef̈llt werden; deren Auswer- Selbsterkenntnis erheblich. Das Fazit fiel ̈usserst positiv aus 
tung oblag der SL-Stellvertreterin. Ihm schwante, dass seine Pr̈- und der kollegiale Austausch will weiterhin gepflegt werden. 

senz bem̈ngelt werden k̈nnte, fanden besonders Mutige sein Nur der Rhythmus der Besuche sollte sich m̈ssigen und beruht 
B̈ro damals doch eher per Zufall, andere machten sich schon gar heute auf Freiwilligkeit. Anmerkung: Der Schulleiter oder eine 

nicht auf den langen verschlungenen Weg. Auch wenn diesbez̈g- Springerin betreuten die jeweils verwaiste Klasse.
lich keinerlei Beanstandungen eintrafen, ist die Situation ein Jahr 
sp̈ter – nach einem kleinen Umbau – idealer: B̈ror̈umlichkeiten Verbindlich waren die kollegialen Hospitationen mit einer Wie- 

und Teamzimmer / Vorbereitungsraum liegen nun vis-̀-vis. So fin- derholung nach etwa zwei Jahren. Externe Besuche waren und 
den Konversationen zwischen T̈r und Angel nun vermehrt statt. sind zu jeder Zeit m̈glich, hat doch eine Lehrperson Anrecht auf 

Hingegen wurde die Traktandenliste umgehend den Anregungen Unterrichtsbesuche. An einem Entwicklungstag ging das Bergli- 
angepasst, Ritualisiertes neu zu b̈scheln. Wenig Genutzes kurz Team noch einen Schritt weiter. Als zus̈tzliche, anspruchsvolle 

vor Ende kam an den Konventbeginn und erhielt so mehr Gewicht. kollegiale Beratungsform peilte das Bergli-Team die Intervision 
Ansonsten freut sich der Stacherholz-Schulleiter ̈ber das ent- in selbst geẅhlten Gruppen an. Die Taktvorgabe mit «einmal 
gegengebrachte Wohlwollen und die Besẗtigung, dass sich die pro Quartal» erwies sich als zu ambitioniert: Heute wird diese 

Schule in seinem Sinne weiterentwickeln soll. Zur̈ck zur Pr̈senz: Form nach Bedarf eingesetzt. Einzelne Kriterien und Standards 
Marco Roduner setzt sich eher selten bei der Urform der Evalua- wurden im Vorfeld fixiert. Schliesslich galt: Wer das Bed̈rfnis 

tion, dem Elterngespr̈ch, dazu. Er findet, dass seine Pr̈senz die zu einer Intervision versp̈rt, kann diese beanspruchen. Einzelne 
zusẗndige Lehrperson in diesem Moment entm̈ndigen k̈nnte. Gruppen weiteten von sich aus den Horizont hin zu p̈dago- 

Bei heiklen Gespr̈chen, in denen das Weisungsrecht gefragt ist, gischen Fragen aus. So schliesst sich auch der Panorama-Blick: 
nimmt der Schulleiter teil. Dies hat auch viel damit zu tun, dass die Das Schulhaus Bergli sẗtzt seine Selbstevaluation auf die 
PSG Arbon auf eine gut ausgebaute Fachstelle Schulische Sozial- Scḧlerinnen und Scḧler, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 

arbeit z̈hlen kann. Diese begleitet diverse Gespr̈che. Naẗrlich
die Schulleitung und die Eltern.



Das Schulhaus Bergli, Arbon.
Bild: Erica Lengwiler





























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