Page 29 - Schulblatt Thurgau 02 2014
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Schulblatt Thurgau 2 • April 2014 F O K U S 29



















Beobachten und Interpretieren

Schulpr̈sident Peter Welti Cavegn ḧlt trotz aller Unkenrufe an 
den Unterrichtsbeobachtungen fest. «Uns ist der Kontakt wich- 
tig, weniger das Bewerten» Interessanterweise ẅnschen die 

Lehrpersonen mehrheitlich eine Beurteilung nach der Lektion. 
Habe ich erf̈llt? «Dabei k̈nnen wir doch bloss ein Blitzlicht 

z̈nden – mal angemeldet, mal spontan», ist sich Welti bewusst. 
«Nach der Visite verschriftlichen wir die Eindr̈cke und treffen 
uns innerhalb einer Woche mit der betreffenden Lehrperson. Ich 

beobachte und interpretiere: Ich hatte das Gef̈hl. Ich verstehe 
nicht, weshalb. Als Pr̈sident sitze ich bei sechs Leuten in 

die Schulstunde. Ich ermuntere in der Beḧrde stets dazu, die 
Lehrpersonen aufzufordern, uns zu holen und uns Auftr̈ge ẅh- 

rend der Beobachtung zu erteilen: Wie wirke ich gegen̈ber dem 
(schwierigen) Scḧler? Bin ich versẗndlich?». «Alle zwei bis drei 
Jahre sitzen wir mit der Schulleitung zusammen und vergleichen 

unsere Beobachtungen mit ihrer Sicht. Dabei sprechen wir nicht 
in die F̈hrungsaufgaben rein; ich mache keine Einscḧtzung zur 

p̈dagogischen Arbeit einer Lehrperson. Wir ḧren uns deren 
Ziele und jene der Schulleitung an.» Danach setzen wir die Mei- 

lensteine, jetzt bereits bis ins Schuljahr 2014/15. Der Schulleiter 
begleitet sein Team in der operativen Umsetzung. Damit die Ju- 
gendlichen eingebunden sind, schufen wir die Scḧlerstunde, wo 

R̈ckmeldungen, Erkenntnisse, Neuausrichtungen Platz haben.»


Unfehlbarkeit ẅre B̈rde
Sekundarlehrerin Martina Haab sieht die Frage «Sind meine Mit- 

Bild: Urs Zuppinger
arbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden?» als durchaus berechtigt 
an. Ein gewisser Rahmen m̈sse zu ihrer Autonomie als Lehrerin 
gegeben sein und da stelle sie sich doch die Frage: «Werde ich 

nahmen zu formulieren. Die einen betreffen die eigene Klasse, dem gerecht, was von mir verlangt wird?». Im Team sp̈rt Martina 
andere den Jahrgang oder die Schulleitung. Zudem bespricht wenig Widerwillen f̈r Evaluierungen; es ẅre f̈r sie irritierend, 

sich Hannes B̈r nach Bedarf mit dem Scḧlerrat, was dieser ẅrden nicht alle gleichziehen. «Das Ziel ist doch, den Unterricht 
anzupacken gedenke.
zu optimieren – dank Kritikf̈higkeit und der Offenheit zur Ver̈n- 

derung.» Martina Haab ḧlt einschr̈nkend fest, dass das Mass an 
Unn̈tzes und N̈tzliches
Umfragen schon im oberen Bereich angelangt sei, was zugemutet 
Nichts Erscḧpfendes brachte das Statement «An unserer werden k̈nne. «Manchmal – scheint mir – wird auch dort nachge- 

Schule laufen Dinge, von denen die LP und die SL nichts wis- bohrt, wo gar keine Karies vorhanden ist. Eine R̈ckmeldung soll 
sen» zu Tage. Wie auch! Was soll ich bloss mit den erlangten ruhig auch Besẗtigung und Wertscḧtzung sein!» Die Klassenleh- 

Werten anfangen? Da ist es schon handfester zu erfahren, dass rerin empfindet sie als Bereicherung, sei es durch die kollegiale 
sich ein Drittel der M̈dchen und Knaben unterfordert f̈hlt. Die Hospitation alle drei Jahre oder einen Fragebogen, der ihr aufzeigt, 

Schulleitung reagierte prompt, dass differenzierte Aufgaben wie ihr Wirken im Befang aufgenommen wird. «Qualiẗtskontrolle 
und intelligentes ̈ben bis zum Sommer und danach F̈rderung gibt’s doch ̈berall!» Witzig fand sie die Reaktion eines Scḧlers 
der Lernkompetenzen respektive individualisierte Lernwege die auf die zu bewertende Aussage «Meine Lehrpersonen wissen 

Schwerpunkte in der Unterrichtsentwicklung bilden. Die Ber̈ck- gut, was ich kann- und was nicht»: «Ja, wissen Sie denn, dass ich 
sichtigung der Heterogeniẗt bekam auch durch die Reduktion den Spagat kann.!?» Das ergab neben einer ernsthaften Aus- 

von vier auf drei Klassen unweigerlich Gewicht. Viel auffangen wertung der Frage eine heitere Klassenstunde, ẅhrend der alle 
und steuern k̈nnte die Schulsozialarbeit. «Vorl̈ufig bin ich noch jene Talente zeigen durften, von denen niemand wusste. Zu guter 
in deren Diensten», schmunzelt Hannes B̈r und ist zuversicht- Letzt plant Hannes B̈r gar eine Umfrage bei den 75 Ehemaligen, 

lich, das die Gruppe Familienpolitik im kommenden Schuljahr wie sie die Schulzeit im Befang in Erinnerung behalten. Es ist der 
ihre Arbeit aufnehmen wird.
zweite Anlauf – nach bloss 5 Reaktionen im November 2013.





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