Page 26 - Schulblatt Thurgau 02 2014
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26 F O K U S Schulblatt Thurgau 2 • April 2014



































Das Schulhaus Scḧntal, Arbon.
Bild: Urs Zuppinger



PRAXIS
sich an die Kinder der Unter- und Mittelstufe gleichermassen 
wenden. Es bestand hierf̈r kein spezieller Anlass. Frau Weigelt 

meint: «Wenn’s gut an einer Schule l̈uft, denkt niemand daran; 
Ist unsere Umfragen entstehen eher aus Krisen. Das wollten wir ausge- 

sprochen nicht und setzten diese ̈berpr̈fung der Befindlich- 
Wahrnehmung auch keiten ẅhrend einer Zwischenphase an.»


Es geschah im Gwunder f̈r den Moment.
die der Kinder?
«Zur Mitarbeit am gesunden Miteinander wollten wir damit auf- 

rufen», unterstreicht Simone Weigelt. Als Unterstufenlehrerin 
erl̈uterte sie der Klasse Frage um Frage, so dass die Kinder 

zielgenau die vier Abstufungen der Skala einscḧtzen konnten. 
Selbstevaluation hat an der Primarschule Arbon eine Erstaunlich selten scherte eines aus und dr̈ckte sich vor einer 

lange Tradition. Daraus erwuchs Praktikables.
klaren Aussage. ̈fters machten Mittelstufenscḧlerinnen und 
-scḧler davon Gebrauch, bei den Bemerkungen individuelle 
Stellungnahmen und Erg̈nzungen einzutragen. Jedenfalls 

Urs Zuppinger
deckte der Fragenkatalog die Bed̈rfnisse der Kinder erfreulich 
breit ab, so dass keine Zusatzfragen reklamiert wurden.
D

as Scḧntal liegt dort, wo Sie nie und nimmer ein Die Auswertung fand ganz ohne Exel-Tabellen und Diagramme in 

Schulhaus erwarten: In einer Wellblech-Schachtel den Klassen statt und mehrheitlich wurden «interne» L̈sungen 
an der Peripherie des schier endlosen Saurer-Areals.
angestrebt. Die Allgemeinheit betrafen etwa die Pausenplatz- 
Gegen̈ber zersprungenen, brandgeschẅrzten Industrieschei- spiele, die leider nicht von selbst in die Kiste zur̈ckwandern. 

ben behaupten Papierblumen hinter Glas ihren Platz.
̈berraschend auch, dass der handtuchgrosse Pausenplatz zu 
keinerlei Beanstandungen Anlass gab und sich wirklich alle im 

1. Scḧntal: Wir testen uns an den Kindern
und ums Haus ̈usserst wohl f̈hlen. Auf die Nachhaltigkeit an- 
So liegt die Frage des Kollegiums nahe: Komme ich aus mit gesprochen, bleibt Simone Weigelt diplomatisch: «Die Selbst- 

dem, was ich habe? Und dieser Samen gedieh unter Kies, Teer, erkenntnis war von kurzer Dauer und wenn ich etwas aus dem 
Asphalt und Beton. Als Exklave des Stacherholzes ging das sie- Unterfangen gelernt habe, dann ist es, sẗrker auf die Folgen 
benk̈pfige Team hin, sich mal «an den Kindern allein zu testen». zu pochen, Einfluss zu nehmen und Verbindlichkeiten daraus zu 

Simone Weigelt berichtet, wie beim Umzug hierhin die Eltern- schaffen.» Die Sauberkeit ḧtte heftig zu reden gegeben. Aber 
schaft zetermordio geschrien haben und heute kaum jemand ḧchstens bis ̈bermorgen.

mehr aus dem Provisorium ziehen m̈chte. Trifft diese Einscḧt- 
zung auch auf die Buben und M̈dchen zu? Wie ergeht es ihnen Trotz der zugestandenen Anonymiẗt zweifelten die Erwachsenen 
in der Schule Scḧntal? Die Lehrpersonen sammelten Fragen da und dort an der Ehrlichkeit. So kamen Widerspr̈chlichkeiten 

in den Bereichen Zwischenmenschliches, Pausenplatz/Raum- in Sachen Gewalt zutage, die nachdenklich machten: Fast die 
verḧltnisse, Sauberkeit und Spielger̈te. Diese Kriterien sollten
Ḧlfte beobachtete Gewaltanwendungen, aber nur drei Kinder





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