Page 18 - Schulblatt Thurgau 02 2014
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18 F O K U S Schulblatt Thurgau 2 • April 2014
Erkl̈rung Abbildung
zur Grafik:
Scḧlerperspektive (links) und Triangulation, Mittelwertsprofil (rechts)
7
1
4
(Item 6) Mit Scḧlerbeitr̈gen bin
stimme nicht zu
2
2
ich wertscḧtzend umgegangen
2
stimme eher 5
7
(Item 7) Ich war freundlich zu den
nicht zu
Scḧler /-innen
1
2
3
stimme 5
7
(Item 8) Ich habe die Scḧler/-innen
eher zu
ausreden lassen, wenn sie dran waren
4
2
1
stimme zu
7
(Item 9) Wenn ich eine Frage gestellt
5
2
habe, hatten die Scḧler/-innen
1
ausreichend Zeit zum Nachdenken
1234
1 1.5 2 2.5 3 3.5 4
Scḧler (N:15)
Scḧler Lehrer Kollegen
Aspekten zu erg̈nzen. Denkbar ist jedoch auch die Vertiefung pektiven zur Verf̈gung. Die Abbildung stellt einen Ausschnitt aus
der vorhandenen Qualiẗtsbereiche, indem man sich an dem einem solchen Profil dar. In diesem Beispiel liegen Angaben aus
Referenzrahmen und den Selbstevaluationstools der Externen allen drei Perspektiven vor (sog. «Triangulation»). Ein Abgleich der
Evaluation (Schulinspektion, Qualiẗtsagentur) zur Unterrichts- Mittelwertsprofile soll die Reflexion ̈ber verschiedene Sichtwei-
qualiẗt orientiert und sie in den Zusatzbereich von EMU imple- sen des Unterrichts anregen und die Beobachtungskompetenz
mentiert; entsprechende Werkzeuge des Amts f̈r Volksschule im sẗrken. Im vorliegenden Beispiel sehen wir teils m̈ssigen Kon-
Kanton Thurgau sind in Arbeit.
sens (Items 7 und 9), teils starken Dissens (Item 8).
Perspektivenabgleich und Reflexion
Scḧlerperspektive
Jede der drei beteiligten Perspektiven hat ihre spezifischen Sẗr- Der Abgleich der eigenen Sichtweise mit den Scḧlerangaben
ken und Schẅchen. Im Kern der Unterrichtsdiagnostik steht daher ist ein Schritt, um das Lernen sichtbar zu machen, d.h. das Lernen
ein Abgleich dieser Sichtweisen: als Grundlage f̈r gemeinsame mit den Augen der Scḧler zu sehen: «Lernen muss von den
Reflexion und ggf. Verabredung von Massnahmen der Weiterent- Lehrpersonen aus der Perspektive der Lernenden betrachtet
wicklung des Unterrichts. Um die Angaben von unterrichtender werden, damit sie besser verstehen, wie das Lernen aus der
und hospitierender Lehrperson abzugleichen, reicht es, einfach Sicht der Lernenden aussieht und wie es sich f̈r sie anf̈hlt»
die beiden B̈gen nebeneinander zu halten. F̈r die Situation, (Hattie, 2013, S. 139). Die Fragen sollen ein Katalysator daf̈r
dass zum selben Unterricht viele Urteile vorliegen, etwa von der sein, «dass Lehrpersonen nach widerlegbaren empirischen Be-
gesamten Klasse (Scḧlerfeedback) oder von einer Fachschaft legen zur Effektiviẗt ihres Unterrichtens suchen, dass sie nach
(z. B. Beurteilung einer videografierten Unterrichtsstunde), haben Irrẗmern in ihrem Wissen und Ihren Vorstellungen suchen,.
wir eine spezielle Software entwickelt: Nach Dateneingabe in eine dass sie fragen, ob es genug Herausforderungen und Engage-
Auswertungsmaske erzeugt das Programm auf Knopfdruck un- ment beim Lernen gibt» (Hattie, 2013, S. 298). Dies macht nach
terschiedliche Grafiken. Im Idealfall stehen Urteile aus drei Pers-
unserer Einscḧtzung den Kern einer Erfolg versprechenden
DREI BEISPIELITEMS ZUR ILLUSTRATION DES ABGLEICH-PRINZIPS
Lehrerfragebogen
Kollegenfragebogen
Scḧlerfragebogen
Die Scḧler /-innen konnten ungesẗrt Ich konnte in dieser Unterrichtsstunde Die Scḧler /-innen konnten ungesẗrt
arbeiten.
ungesẗrt arbeiten.
arbeiten.
Wenn ich eine Frage gestellt habe, Wenn die Lehrerin in dieser Unterrichts- Wenn die Kollegin eine Frage gestellt
hatten die Scḧler /-innen ausreichend stunde eine Frage gestellt hat, hatte
hat, hatten die Scḧler /-innen
Zeit zum Nachdenken.
ich ausreichend Zeit zum Nachdenken.
ausreichend Zeit zum Nachdenken.
Die Scḧler /-innen haben etwas Die Scḧler /-innen haben etwas Ich habe in dieser Unterrichtsstunde
dazu gelernt.
dazu gelernt.
etwas dazu gelernt.