Page 20 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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20 F O K U S Schulblatt Thurgau 1 • Februar 2015
Sanja Djordjevic, Kindergärtnerin
«Wenn die Kinder ihre Ideen in den Unterricht ein- bringen können, bereichert das meine Arbeit.»
und dem groben Kampf um Spielsachen. Es ist wichtig, dass wir «Stop» einführen. Beim Rammeln kann ich jederzeit «Stop» sagen. Dann hat mein Gegenüber aufzuhören.
Was ist, wenn jemand sich nicht an die Regeln hält?
Sanja: Ich arbeite nicht gerne mit Sanktionen. Es kann vorkom- men, dass eines sich ausserhalb des Kreises hinsetzen muss. Klappt das soziale Verhalten oder das Aufräumen mehrmals nicht, ist die Spielecke für einen Tag gesperrt.
Manuela: Jedes Kind erhält pro Woche fünf Marienkäfer. Bei einer Missachtung einer Regel gibt es einen Käfer ab. Sind alle am Ende der Woche weg, gibt’s eine Zusatzarbeit im Dienste der Gemeinschaft. Sind hingegen alle Käfer noch vorhanden, notiere ich einen Punkt und bei fünf Punkten darf sich das Betreffende Kind eine Belohnung aussuchen. Uns ist wichtig zu zeigen, dass es lohnend ist, sich regelkonform zu verhalten.
Sanja: Ich bin grundsätzlich gegen solche Wegnehmen-Geben- Aktionen. Ich spreche die Kinder an und appelliere ans Unter- stützen und Helfen. Ich suche eine besondere Belohnung für die ganze Klasse: einen Waldtag oder einen Theaterbesuch und erkläre ihnen, dass sie das verdient hätten, weil alle gut mitar- beiten und füreinander schauen. Es ist mir wichtig, stetig an der Sozialkompetenz zu arbeiten.
Véronique: Ich möchte noch den Aspekt einer Teilzeit-Lehrperson einbringen. Da ich in zwei Abteilungen mit verschiedenen Sys- temen tätig bin, bin ich sehr froh um die klaren Abmachungen, auf die ich zurückgreifen kann. Ich weiss, meine Kollegin würde ebenfalls so handeln. Wir ziehen am selben Strang.
Manuela: Da wir gemeinsam die gleiche Klasse führen, ist es wichtig, dass wir uns austauschen So merken die Kinder: Aha, die beiden wissen voneinander!
Véronique: Viel kann auch entschärft werden, indem wir gemein- sam das direkte Gespräch mit den Kindern suchen.
Manuela: Wir müssen Werte vorleben.
Sanja: Ich kann von der Klasse nicht erwarten, dass sie ruhig ist, wenn ich selber lärme! Kinder lesen meine Befindlichkeit allein schon daran ab, wie ich ein Blatt halte, wie ich dreinschaue... Mimik, Gestik, Ton genügen. Manchmal muss ich mich gedulden und warten können, bis auch das letzte Kind ruhig ist.
Manuela: Konsequenz und Geduld zahlen sich aus! Wir haben für die verschiedenen Lautstärken die Symbole Fisch – Maus – Gans. Da habe ich mich auch daran zu halten.
Zusammenarbeit Eltern – Lehrpersonen
Manuela: Viel kommuniziere ich über das Kontaktheft mit den El- tern und melde Vorfälle. Manchmal möchte ich aber die Stimme der Eltern direkt hören, dann rufe ich an.
Sanja: Meine Elternschaft hat meine Handynummer. Bei Fragen und Unklarheiten möchte ich das möglichst bald und direkt be- reinigt haben.
Véronique: Vor dem Start in die erste Klasse findet ein Über- gabegespräch statt. Da besprechen wir den Entwicklungsstand des Kindes und einzelne Schülersituationen. Die Klassenführung wird wenig erwähnt. Im Kindergarten wird während der zwei Jahre wertvolle Arbeit geleistet, welche von uns sehr geschätzt wird! Oftmals ist das uns zu wenig bewusst.
Späterer Kindergarteneintritt
Véronique: Je nach Entwicklung des Kindes kann es zu früh sein, wenn es mit knapp vier Jahren in den Kindergarten eingeschult wird.
Sanja: Für diesen Juli-Stichtag habe ich wenig Verständnis. El- tern sagen mir auch, dass es sehr schwierig ist, ein Kind zu dis- pensieren. (Hinweis: Die Gesuche der Eltern auf Rückstellung eines Kindes um ein Jahr werden in unserer Schulgemeinde grosszügig behandelt).
Respekt einfordern, Distanz wahren
Véronique: Heute duzen sich Hinz und Kunz. Nachbarn verkeh- ren miteinander per Du. Im Kindergarten treffen sie zum ersten Mal auf eine Person, die sie siezen müssen.
Sanja: Ja, der Kindergarten ist der erste Ort ausserhalb der Fa- milie, wo das Zusammenleben in einer grösseren Gemeinschaft geübt werden kann.
Véronique: Ich bin die Lehrperson und da ist mir ein Du von Sei- ten der Schüler zu nah. Eine gewisse Distanz muss gewahrt sein.
Sanja: Es ist bei uns im Kindergarten oft so, dass die Kinder mich mit «Du, Frau Djordjevic» ansprechen. Im Laufe der Zeit üben wir die Höflichkeitsform. Ich möchte mit den Eltern per Sie blei- ben, denn eine gewisse Distanz erleichtert ein professionelles Handeln.
Véronique: Da gibt es ganz verschiedene Ansichten unter den Lehrpersonen. Ich persönlich bleibe lieber beim Sie.
Bilder: Urs Zuppinger


































































































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