Page 13 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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Schulblatt Thurgau 1 • Februar 2015 F O K U S 13
«Klassenführung ohne Humor geht gar nicht.»
PORTRÄT
Martin Herzog ist mit Marion verheiratet, ihre Tochter Jana besucht die PMS. Er ist Lehrer in Bischofszell seit 1998 und Schulleiter im Brugg- feld seit 2003. Die Trennlinie zwischen seinen Hobbies und dem Beruf ist oft unscharf, da er an beiden Orten gerne entwickelt und organisiert. Martin Herzog prägt das kulturelle Leben von Bischofszell mit und ist Toskana-Fan.
tern in den Unterrichtsräumen ist es doch sinnvoll, wenn jemand gleich am Platz ins Internet gehen kann. Das ist eine gute Ent- wicklung. Noch vor fünf Jahren ein No-go! Aus dem Teufelsgerät wird ein Hilfsgerät.
Was geschieht, wenn ich den Ehrenkodex verletze?
Wir halten uns an die Gelb- (Problem taucht auf), Rot- (Null- toleranz) und Grünphasen (ein Lob ist fällig). Was einst auf For- mularen vermerkt wurde, tragen wir heute im LehrerOffice ein, ein absolut taugliches Rapport-Mittel. Hier benennen wir alles: Verhalten, Arbeitsauffassung, Pünktlichkeit, Versäumnisse. Pro
Quartal erhalten die Erziehungsverantwortlichen einen Auszug über die Vorkommnisse und Beobachtungen. Unbedingt sollen auch positive Ereignisse eingetragen werden. Häuft sich Ne- gatives, wird eine Massnahme ergriffen. Was stimmt da nicht? Woran mag es liegen? Was wurde bisher unternommen? Ein Eintrag kann direkt aus dem LehrerOffice per Mail ans Eltern- haus geschickt werden. Ich delegiere an dieses: Helft uns dabei, eine tragbare Lösung fürs Problem zu finden! Massnahmen kön- nen im schlimmsten Fall Entzüge (Lager, Exkursionen), Time-out oder Fremdplatzierungen für eine bestimmte Zeit (Sulgen) sein. Letztere Möglichkeit ist erstaunlich nachhaltig und gewinnbrin- gend für beide Teile. Die Unterordnung ist sehr heilsam. Einen schickte ich zehn Tage zum Förster. War super! Der Junge hatte die Gelegenheit, endlich zu zeigen, was er kann. Auch während des Lift-Programmes schwärmten sie in den Betrieben, man würde ihn sogleich einstellen. Einzig mit der Schule hat er’s nicht so. Altersheim und Werkhof sind ebenfalls Anlaufstellen bei solchen Aktionen.
Humor
Klassenführung ohne Humor geht gar nicht. Gerade in einer G- Klasse ist es doch unabdingbar, dass ich Ihnen Bilder mit Humor zum Verständnis liefere. Ohne Lachen bleibt gar nichts hängen. Ohne Ernst geht es auch nicht, sonst bin ich nicht glaubwürdig. Ich kann doch lustig sein, ohne gleich Kumpel zu sein. Kum- pelhaftigkeit wäre der absolute Niedergang. Auf längere Sicht hast du keine Chance, wirst ausgenutzt und belächelt. Ich kann Wertvorstellungen bei meinem Team wohl darlegen, aber die einzelnen Persönlichkeiten kann ich nicht zurechtbiegen. Wenn die Unterschiede im Umgang sehr gross sind, heisst das nicht, dass die Unterrichtsqualität auch sehr auseinanderklafft. Es soll als Ganzes funktionieren. Leitplanken sind gesetzt. Ein gewisser Level muss erreicht werden. Zum Humor gehört, sich wohlzufüh- len. Der erste Gedanke beim Aufwachen darf nicht negativ sein! Mit Humor nehmen wir die Schülerinnen und Schüler ernst!» 
Martin Herzog, herzlichen Dank für deine Ausführungen!


































































































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