Page 12 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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12 F O K U S Schulblatt Thurgau 1 • Februar 2015
«Kumpelhaftigkeit wäre der absolute Niedergang.»
Seit unserm letzten Gespräch hat unser Schulischer Sozialarbei- ter Peter Frei ein Konzept zum demokratischen Vorgehen abge- fasst. Dieses schreibt uns klar vor, dass zwischen den Sitzungen des Parlamentes sich immer die Klasse beraten muss. In diesem Gefäss nimmt sich die Klassenlehrperson zurück, tritt auch mal in den Ausstand. Es soll den Jugendlichen möglich sein, alles
auf den Tisch zu bringen, was sie bewegt. Die Durchführung ist Pflicht. Das realisieren die Schülerinnen und Schüler sofort, wenn das in einer Klasse nicht funktionieren sollte. Gewisse Regelungen bleiben autonom in einer bestimmten Abteilung: Hausaufgabenumfang u.ä. Besteht eine Unzufriedenheit mit einer Lehrperson, stehen die Jugendlichen schnell bei mir auf der Matte. Mein Credo: Hast du schon mit dem Betreffenden ge- sprochen? Das verlange ich auch von den Eltern: Sprechen Sie zuerst mit der Fach- oder Klassenlehrperson! Erst dann komme ich als dritte Anlaufstelle. Das heisst für mich Wertschätzung gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen.
Begehrlichkeiten
Ich bin nicht zufrieden, wenn unseren Schülerinnen und Schülern Kompetenzen fehlen, die sie dringend im Berufsleben bräuch- ten. Unser Ziel kann nicht sein: Alle sind nach der Sek versorgt. Entscheidend scheint mir der Anspruch: Können sie am neuen Ort reüssieren, können sie sich nicht nur fachlich, sondern auch als Mensch in der Berufswelt durchschlagen? Nicht nur, weil sie intelligent sind. Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit
und Pünktlichkeit nenne ich da. Wir reden auch von ungeschrie- benen Gesetzen. Plötzlich stellte man an verschiedenen Schu- len Kleidervorschriften auf. Ich war immer Gegner von solchen Verallgemeinerungen. Passt mir eine Kleidung nicht, gehe ich auf den Betreffenden direkt zu. So läuft man bei uns nicht rum! Die Grösse eines Ausschnittes spreche ich klar an. Ja, muss ich denn für alles und jedes eine Regel aufschreiben? Dann steht auf dem Areal alle fünf Meter eine Tafel ... Auffälliges soll situativ angegangen werden.
Bei uns wurde festgestellt, dass sich zu viele Schülerinnen und Schüler auf dem Korridor tummeln. Wie gehen wir vor, dass es für alle stimmt: für den Gesangslehrer, der sie in Gruppen zur Einstudierung von Passagen in die Gänge schickt und für die Klassen, die ungestört arbeiten sollten? Ein Verbot kommt nicht in Frage, also müssen wir uns einigen, dass die Jugendlichen sich auf dem Korridor still verhalten und der Musiklehrer am Schluss einen Kontrollgang durch die benutzten Räume macht. Ein weiteres Beispiel ist die Treppe. Zeitweise kamen wir kaum durch, weil alle sich hier auf die Stufen setzten. Bis wir merkten: Halt, da fehlen sinnvollere Sitzgelegenheiten!
Verbindlichkeiten
Wer bei uns in die Sek eintritt, unterschreibt den Ehrenkodex. Darin sind neben der Hausordnung unsere Eckpfeiler wie re- spektvoller Umgang, Gesunde Schule und ein positives Lern- klima festgehalten. Alle ersehen daraus Disziplinarmassnahmen, Grundvoraussetzungen im Zusammenleben (Werte!) und den ver- langten Umgang mit EDV-Geräten. Vor zwei Monaten lockerten wir den Umgang mit dem Handy. Früher hiess die Maxime aus- schliesslich: nicht hör- und nicht sichtbar von 07:00 bis 17:00 Uhr. Für den Unterricht (Bildarchiv, Recherchen) darf neuerdings das iPhone genutzt werden. Wir stellen kein WLAN zur Verfügung. Das ganze Netz würde zusammenkrachen. Neben den Compu-


































































































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