Page 10 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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«Ich versuche, mich vermehrt in die Situation der Schülerinnen und Schüler zu versetzen.»
«Ich schaue genauer darauf, dass Regeln eingehalten werden.»
auf sich allein gestellt sind und rasch reagieren müssen, wird als belastend erwähnt. Es sei deshalb wichtig, die Beanspruchung von Unterstützung nicht als Schwäche zu verstehen, sondern als «dringend nötigen Schritt, damit man nicht ausbrennt.»
Online-Nachbefragung
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten Online-Er- hebung wurde an die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer verschickt – gemeinsam mit der Bitte, sich an der zweiten Be- fragung zu beteiligen. Diese erfolgte ca. sechs Wochen nach der Veranstaltung und fokussierte sich auf Veränderungen: «Hat die Lehrpersonen-Tagung zum Thema Klassenführung dazu bei- getragen, dass sich in Ihrem Klassenzimmer/Ihrem Schulhaus etwas verändert hat?». Diese Frage nahm Bezug auf geplante Vorhaben gemäss der ersten Erhebung. Dazu stellvertretend ei- nige Antworten aus der Nachbefragung:
• «Ich schaue genauer darauf, dass Regeln eingehalten werden.»
• «Ich versuche bei Störungen mit Handzeichen, Blickkontakt
oder direktem leisen Ansprechen zu reagieren.»
• «Ich versuche, mich vermehrt in die Situation der
Schülerinnen und Schüler zu versetzen.»
• «Ich achte viel mehr darauf, dass die Schülerinnen und
Schüler echte Lernzeit haben, d.h. mir sind durch die Tagung verstärkt die Zeiträuber bewusst geworden.»
Die zweite Frage bezog sich auf die Nutzung des Profilvergleichs zwischen Selbsteinschätzung und Gesamtgruppe beim Frage- bogen zum Disziplinmanagement: «Haben Sie die Auswertung des Fragebogens zum Disziplinmanagement angeschaut?» Auch dazu eine Auswahl von Antworten:
• «Ja, man möchte doch sehen, ob man im Schnitt liegt und WO man WIE weit davon abweicht. So als Denkanstoss zur Verbesserung des eigenen Schulstils!»
• «Ich habe festgestellt, dass ich einen leicht ‹strengeren› Kurs fahre als die Durchschnittslehrperson.»
Interessant, wenn auch untypisch, war zudem folgende Rückmel- dung: «Ja, hat mir aber nicht so viel genützt. Dort, wo ich nicht zufrieden bin, muss ich etwas ändern, der Vergleich mit anderen spielt dabei keine Rolle.»
Fazit
Die Beteiligung bei der Nachbefragung war geringer als bei der ersten Erhebung. Dies lag möglicherweise an der Art der Fragen. Vielleicht ist es aber auch verständlich, dass sich die Teilnehmenden nach einer längeren Zeitdauer nicht nochmals mit einer zurückliegenden Veranstaltung auseinander setzen mochten. Sicher spielte auch der Faktor Zeit bzw. Zeitdruck eine Rolle, wie verschiedene Rückmeldungen, insbesondere zur Nut- zung des Profilvergleichs, vermuten lassen: «Noch nicht. Möchte
dies nachholen. Bin gwundrig ... » oder «Leider nicht, weil viel zu schnell wieder ganz andere Themen meine Zeit aufgebraucht haben.» Dennoch, dieses Angebot ist unerwartet wenig genutzt worden, obwohl die Auswertung mit einem grossen Aufwand durch Prof. Dr. Helmke verbunden war. Trotzdem zieht er ein po- sitives Fazit: «Die Rückmeldungen auf die erste und die zeitver- zögerte Online-Befragung zur Veranstaltung interessieren mich sehr. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass Weiterbildungs- veranstaltungen nicht nur ein Strohfeuer entfachen, sondern auch wirklich etwas bewirken.» Für die Planung der weiteren Veranstaltungen des Fachbereichs Schulentwicklung enthalten die Rückmeldungen zahlreiche wertvolle organisatorische und inhaltliche Hinweise. Ob das gewählte Vorgehen der doppelten Befragung zum erwünschten Effekt der Nachhaltigkeit beige- tragen hat, kann letztlich nur durch jede einzelne Teilnehmerin, durch jeden Teilnehmer beantwortet werden. Insgesamt bleibt es jedoch ein vielversprechender Ansatz, der Resonanz der Lehrpersonen-Tagung empirisch nachzugehen anstatt sich ohne weiteres darauf zu verlassen, dass die Tagung schon «irgendwie» etwas gebracht hat. Gekoppelt mit einer Vorabinformation bzw. Vorabbefragung, könnten die Akzeptanz und das Engagement künftig vielleicht sogar noch weiter gesteigert werden.