Page 7 - Schulblatt Thurgau 06 2013
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chulblatt Thurgau 6 • Dezember 2013 F o k u s 7







































Bilder: Stefan Maurer



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Kinder lernen von 
Gesellschaft»2 zu thematisieren. Gem̈ss einer Umfrage des 
Amtes f̈r Volksschule aus dem Jahr 2009 3setzten damals un- 
und ̈ber Religionen
gef̈hr 64 % der Thurgauer Primarlehrpersonen diesen Auftrag 
im Fach Realien auch wirklich um. Auch der Lehrplan 21 sieht 

die Vermittlung von Kompetenzen zum Themenbereich «Ethik, 
Religionen, Gemeinschaft» vor.4 In der Deutschschweiz soll Re- 

Was und wie sollen Kinder in der Schule ̈ber Reli- ligion also in der Volksschule Thema sein. Doch was und wie sol- 
len Kinder zu Religion lernen? Die Beantwortung dieser Frage 
gionen lernen? Diese Frage ist von Lehrpersonen, ist eng verkn̈pft mit der Begr̈ndung dieses Themenbereichs 

ausbildungssẗtten sowie bildungspolitikerinnen f̈r die Schule.

und -politikern vor dem hintergrund der aktuellen 
Von Religionen lernen
gesellschaftlichen Situation neu zu beantworten.
Die Frage, warum nicht nur Religionsgemeinschaften, sondern 

auch Schulen Kindern Religion lehren sollen, wurde und wird un- 
Judith Borer, lic. theol., Fachstelle Religion und Schule, terschiedlich beantwortet. In der Vergangenheit zielte der Unter- 
Dozentin Fachbereich Mensch und Umwelt PHTG
richt zu Religion in staatlicher Verantwortung direkt oder indirekt 

auf die Vermittlung der christlichen Religion und wurde historisch, 
kulturell, spirituell und moralisch begr̈ndet. In einer multireligi- 
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̈sen, demokratischen Gesellschaft, welche die Menschenrechte 
eit einigen Jahren wird die Frage, inwiefern sich Kinder und damit die Religionsfreiheit respektiert, taugen diese histo- 

in der staatlich verantworteten Schule mit dem Thema rischen, letztlich auf die Vermittlung der christlichen Religion hin 
Religion auseinandersetzen sollen, in ganz Europa kon-
ausgerichteten Begr̈ndungen nicht mehr. Die Organisation f̈r 
trovers diskutiert. Dabei l̈sst sich eine Tendenz erkennen, Reli- Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat in den Toledo- 

gion nicht nur innerhalb der religïsen Gemeinschaften, sondern Leitprinzipien 5 Gr̈nde aufgef̈hrt, warum staatliche Schulen 
auch in der ̈ffentlichen Schule zu lehren.1 In der Schweiz wird Religionen vermitteln sollen: «Wissen ̈ber Religionen und Welt- 

Religion im Kanton Z̈rich seit kurzem auf allen Stufen der anschauungen kann Ausgangspunkt sein f̈r die Einsicht in die 
Volksschule im Schulfach «Religion und Kultur» thematisiert, in Wichtigkeit der Achtung der Glaubens- und Gewissensfreiheit 
den Kantonen Bern, Aargau und Thurgau haben Lehrpersonen jedes Einzelnen, kann demokratische Grundhaltungen f̈rdern, 

den Auftrag, Religionen innerhalb des Faches «Natur, Mensch,
Versẗndnis f̈r soziale Heterogeniẗt wecken und gleichzeitig so-






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