Page 41 - Schulblatt Thurgau August 2015
P. 41

Schulmuseum ..
muhlebach
Amriswil
Das Schulmuseum Mühlebach in Amriswil erfüllt die Merk- male des ALO. Hier sind beinahe alle Anschauungsmittel zum Thema Schule früher in Realität vorhanden. Das beginnt mit den Museumsräumen, die in einem 1846 erbauten Schulhaus untergebracht sind. Das Haus wurde in Pisé-Technik erstellt, einer Bauweise, bei der Lehm in eine Schalung aus Holzbret- tern gefüllt und dann gestampft wird. Weil der Lehm damals ein kostengünstiges Baumaterial war, wurde diese Technik Arme- Leute-Bauweise genannt und als Dreckhaus belächelt. Dieser Bauweise verdankt das Schulhaus auch sein Überleben. Es wurde als Pisé-Bau von der Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuft und so vor dem bereits bewilligten Abbruch gerettet. Der Bau ist mit Ausnahme eines um 1900 erstellten Anbaues auf der Südseite (in dem auf drei Etagen die damals neuen Was- serclosetts untergebracht wurden), im Originalzustand erhalten. Im Obergeschoss befanden sich zwei Schulzimmer, die nach den damaligen kantonalen Vorschriften für Schulbauten Platz für je 80 Kinder boten. Im Erdgeschoss gab es zwei Wohnungen für die Schulmeister. Eines der ehemaligen Schulzimmer dient heute als Seminarraum. Dieser verfügt über die für Sitzungen, Klas- senzusammenkünfte, Familienfeste und Versammlungen aller Art nötige Infrastruktur inkl. Gastronomie. Im zweiten Raum ist jetzt ein historisches Schulzimmer eingerichtet, das einem Thurgauer Dorfschulzimmer um 1930 entspricht. Da gibt es die klassischen Vierer- und Zweierholzbänke mit Klappen für drei Positionen mit schliessbaren Tintenfässchen und Ablageflächen für die Schul- tornister, ein Lehrerpult, eine drehbare Wandtafel, ein Harmonium, einen Spezialplatz für aufrechte Haltung, und an den Wänden Schulwandbilder. In einem Wandkasten wird gezeigt, was früher im Schultornister verstaut wurde: Schiefertafel, Stein- und Milch- griffel, Schwammdöschen, Griffelschachteln, Federhalter, ver- schiedene Stahlfedern, Tintenlappen, eine Korbflasche für Tinte, Blei- und Farbstifte, Radiergummis, Spitzmaschinen und noch ei- niges mehr aus dem Schulalltag. In diesem Klassenzimmer bietet das Museum Unterrichtssequenzen anhand historischer Lehrmit- tel an. Beliebt sind für die Unterstufe das Schreiben mit Griffel auf die Schiefertafel und für Mittel- und Oberstufe das Schreiben mit Federhalter, Stahlfeder und Tinte auf Papier kombiniert mit einer Einführung in die alte deutsche Kurrentschrift, die im Thurgau bis1927 die offizielle Schulschrift war.
Das Bild in der Schule
Ein Kellerraum und die vier Zimmer einer Lehrerwohnung wer- den für Wechselausstellungen genutzt, die alle vier Jahre er- neuert werden. Die gegenwärtige Ausstellung trägt den Titel «Ansichtssache – das Bild in der Schule». Im chronologisch ge- stalteten Kellerraum wird gezeigt, wie die Bilder nach und nach in die Bücher und Schulbücher kamen. In den übrigen Räumen
werden vor allem Schulwandbilder gezeigt, die ab 1870 bis 1970 das wichtigste Anschauungsmittel im Unterricht waren. Aus sei- nem Bestand von ca. 3000 Drucken zeigt die Ausstellung Bil- der zu Naturwissenschaften und Technik, Märchen und Fabeln, Heimat und Fremde sowie Biblischer Geschichte. Es sind auch technische Geräte zu sehen, mit denen Bilder gezeigt wurden: Zum Beispiel ein 1844 in Zürich hergestellten Diaprojektor, des- sen Lichtquelle eine Petroleumlampe war! Auf einem Bildschirm im oberen Korridor lassen sich nach Thurgauer Schulorten ge- ordnete Bilder von Schulhäusern und Klassenfotos abrufen. In der Küche einer Lehrerwohnung ist das aus getrockneten Lehmziegeln erstellte Mauerwerk einer Innenwand sichtbar und an einem alten Holzherd lässt sich zeigen, dass das Kochen früher recht aufwändig war. Im selben Raum können Besuche- rinnen und Besucher ihre Kenntnisse der Schulgeschichte tes- ten. Hier gilt es, Bilder der letzten 250 Jahre aus verschiedenen Schulbereichen chronologisch richtig zu ordnen. Die Selbst- tätigkeit der Schülerinnen und Schüler ist dem Schulmuseum wichtig. So wurde im Keller ein Geschichtslabor eingerichtet, in dem dreissig Aufgaben aus verschiedenen Fachbereichen und für alle Stufen zum Lösen bereit stehen. Da kann man im Sand- kasten nach Skelettresten eines urzeitlichen Tieres buddeln und diese zu einem Monster zusammenstecken. Aus den Überresten eines abgebrannten Pfahlbaudorfes lassen sich die Grundrisse der Hütten rekonstruieren, und mit der Bach’schen Schulwaage gilt es eine knifflige Denksportaufgabe zu lösen.
Massgeschneiderte Angebote
Das Schulmuseum bietet viele Angebote und passt diese den Vorstellungen der Lehrpersonen an. Eine Führung dauert mindestens 90 Minuten und kann zu einem Halb- oder Ganz- tagesprogramm ausgebaut werden. Damit genügend Zeit für die Selbsttätigkeit bleibt, sind Halbtagesprogramme ideal. Bei den Führungen wird meist mit Halbklassen gearbeitet, so dass die Gruppengrösse weniger als zwölf beträgt. Die Kosten inkl. Ein- tritt betragen für 90 Minuten CHF 150.–, bei erweitertem Pro- gramm CHF 200.–. Für Schulgemeinden, die Kollektivmitglied der Stiftung sind, gibt es eine Ermässigung von CHF 50.–. Zur Vor- und Nachbereitung eines Besuches können Museumskof- fer mit Unterrichtsmaterialien ausgeliehen werden.
Die Inhalte dieser Koffer sowie die Ausleihbedingungen finden sich auf www.schulmuseum.ch.
Schulblatt Thurgau 4 • August 2015 RUND UM DIE SCHULE 41


































































































   39   40   41   42   43