Page 8 - Schulblatt Thurgau 04 2014
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8 F O K U S Schulblatt Thurgau 4 • August 2014








die Schule lauten die Vertikalspannungen z.B. Wissen versus Ich ẅrde es so formulieren: Die Schule ist dann zu Ende, wenn 
Unwissen, Klugheit versus Dummheit, Perfektion versus Dilet- der Einzelne die Verantwortung f̈r sein Lernen und sein ̈ben 

tantismus. Es geht um das Niveau. Am Schulanfang steht der selber ̈bernimmt, unabḧngig davon, ob er noch zur Schule geht 
«Schulanf̈nger». Durch Lernen und ̈ben gilt es das Niveau in oder nicht. Schule sollte den Einzelnen bef̈higen, sich Wissen 
den verschiedenen Bereichen zu verbessern. Der «Anf̈nger» und K̈nnen auch selbstsẗndig anzueignen.

muss irgendwann diesen Status verlassen und eine Stufe weiter, 
sprich ḧher, kommen. Wir gehen ganz selbstversẗndlich davon Sich Zeit lassen beim Schulanfang

aus, dass ein Kind aus der dritten mehr kann als eines aus der Mit dem Schulende entlassen wir die Scḧlerinnen und Scḧler 
zweiten Klasse. Und doch steht jeder Scḧler, jede Scḧlerin vor auch in die Zukunft. Doch in was f̈r eine Zukunft? Wir bereiten 

jedem neuen Schuljahr vor der gleichen Aufgabe: weiter zu lernen, die Kinder und Jugendlichen auf eine Zukunft vor, von der wir 
weiter zu ̈ben, um ein ḧheres Niveau zu erreichen. Leistungs-
heute viel weniger Ahnung haben als je zuvor. Die Dynamik, aus- 
gel̈st durch Globalisierung und technischen Fortschritt, macht 

es schwierig, die Anforderungen von heute auch f̈r die Zukunft 
als gegeben zu erachten. Gerade und trotz dieser Dynamik gilt «Neben dem Wissen muss 

es am Anfang Sorgfalt walten zu lassen. Die Hektik sollte sich sich die Schule auch und vor 
nicht im Schulalltag niederschlagen. Lernen braucht Zeit, ̈ben 
braucht Zeit, Probleme l̈sen braucht Zeit, Nachdenken braucht 
allem dem K̈nnen widmen.»
Zeit, Wissen vernetzen braucht Zeit. Mit der Verf̈gbarkeit des 
Wissens ̈ber das Internet ergibt sich f̈r die Schule eine neue 

Situation. Sie ist nicht mehr in der gleichen Weise wie fr̈her Hort 
felder und Statusklassen sind in der Schule direkt ablesbar. Die des Wissens. In gewisser Weise ist sie es jedoch in verscḧrfter 

1. Kl̈ssler nehmen sich als die Kleinen wahr und schauen zu den Form. Gerade weil das gesamte Wissen via Internet scheinbar 
grossen Scḧlerinnen und Scḧlern auf. Ab der Sekundarschule auf Abruf zur Verf̈gung steht, muss die Schule ihre Aufmerk- 
werden die Leistungsfelder auch organisatorisch evident. Es gibt samkeit versẗrkt auf den Status von Wissen lenken. Was gilt als 

Grundanspr̈che und erweiterte Anspr̈che sowie Einteilungen gesichertes Wissen? Was ist bloss Halbwissen? Welches Wis- 
in Niveauklassen. Wenn vom Anfang die Rede ist, schwingt auch sen gilt es individuell im je eigenen Ged̈chtnis zur Verf̈gung 

bereits das Ende mit. Wir wissen zwar wann das Schuljahr zu zu haben? Wie ist der Zusammenhang zwischen Wissen und 
Ende ist, doch wann ist die Schule zu Ende? Mit dem Ende der Meinen, zwischen Verstehen und Unversẗndnis, zwischen Urteil, 

obligatorischen Schule? Mit dem Abschluss der Lehre? Mit der Vorurteil, L̈ge, Wahrheit und Irrtum? Wissen und Verstehen sind 
Matura? Ist nicht das ganze Leben eine einzige Schule? Die zwar keine Garantie f̈r ein gutes Verhalten, aber Unwissenheit 
̈berg̈nge sind fliessend geworden. Fr̈her konnte man noch und Unversẗndnis sind faktisch die Garantie f̈r ein schlechtes 

die Kategorie «unerwachsen» f̈r jene verwenden, die zur Schule Verhalten.4 Neben dem Wissen muss sich die Schule auch und 
gehen. Doch heute ragt die Schule weit ins Erwachsenenleben vor allem dem K̈nnen widmen. Wir Menschen m̈chten etwas 

hinein. Lehrerinnen und Lehrer, Professorinnen und Professoren, k̈nnen. K̈nnen muss eingëbt werden. Im K̈nnen-Wollen liegt 
Dozentinnen und Dozenten begleiten uns auch als Erwachsene.
zugleich auch ein Immer-besser-k̈nnen-Wollen. 5 Dabei machen






Breite, Sirnach Gr̈nau, Sirnach
































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