Page 59 - Schulblatt Thurgau 04 2014
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Schulblatt Thurgau 4 • August 2014 GETROFFEN 59
die gerne im Kielwasser der Anf̈hrer mitschwimmen und hoffen, sechs bis acht zus̈tzlichen Helferinnen nehmen sie die j̈hrliche
so selbst ungeschoren davonzukommen.» Man merkt, dass zwei Grundreinigung in Angriff: Ẅnde abwaschen, Siphons sp̈len,
der drei Kinder des Ehepaars Primarscḧler sind. «Wir wissen, Ḧhne entkalken, Radiatoren reinigen, Fenster putzen, B̈den
dass vieles, was zwischen Erwachsenen und Kindern abl̈uft, ein ablaugen und neu versiegeln.. Anderthalb Wochen harter Ar-
Spiel ist: Wo kann ich die Erwachsenen ̈bers Ohr hauen? Wo ist beit, die gut vorbereitet sein will. Mitte Juni erinnert Breitenmoser
eine L̈cke, durch die ich schl̈pfen kann? Wie kann ich mir einen seine Lehrpersonen daran, dass die R̈ume leer sein m̈ssen,
Vorteil verschaffen?» Wenn sie an die Zukunft denken, fragen sie alles in die Schr̈nke geḧrt. Bei der ẅchentlichen Unterhalts-
sich manchmal, ob mal eine Zeit kommen k̈nnte, wo sie harm- reinigung ist er grossz̈giger, weil bloss die freien Fl̈chen gerei-
lose Streiche zur Weissglut treiben und sie jeden Unfug pers̈n- nigt werden. «Es gibt auch unter den Lehrpersonen die chaotisch
lich nehmen. «Das ẅre der Zeitpunkt, den Beruf zu wechseln.»
Veranlagten und die J̈ger und Sammler. Wer in seinem Schul-
zimmer alles liegen l̈sst, bei dem ist es halt nicht so sauber.»
Nicole Breitenmoser ist froh, dass sie ihre Arbeit so einteilen
kann, dass sie fast immer zu Hause ist und ihre drei Kinder unter Fr̈her herrschte unter den Hauswarten derselben Schulge-
Aufsicht hat. «Diese dauernde Pr̈senz hat auch ihre Kehrseite. meinde eine richtige Konkurrenz. Jeder ein K̈nig. Heute treffen
Wir sind nicht nur f̈r die Kinder immer erreichbar, sondern auch sich die zẅlf Hauswarte regelm̈ssig, beraten sich, vertreten sich
f̈r alle andern.» Das ist ẅhrend der Ferien manchmal schwierig, bei Ferienabwesenheit. Derzeit ̈berlegen sie sich, wie sie sich
wo sich Nicole Breitenmoser mehr Ruhe ẅnschte. «Mir», un- Geḧr verschaffen k̈nnen, damit sie bei Bauvorhaben mitreden
terbricht ihr Mann, «fehlen die Schulkinder nach kurzer Zeit.» d̈rfen. «Es war f̈r mich hart zu akzeptieren, dass ich ẅhrend
Dennoch: Auch er, ḧtte er einen Wunsch frei, ẅrde nach der der zweij̈hrigen Umbauzeit absolutes Baustellenverbot hatte.»
grossen Reinigung im Sommer gerne weit weg fliegen: «Wenn Schwamm dar̈ber. Ansonsten ḧtten sie in Huben, betonen Nicole
ich die wuchernden Stauden sehe, dann muss ich einfach zur und Chl̈us Breitenmoser, paradiesische Verḧltnisse, um die
Heckenschere greifen – Ferien hin oder her.» Er lacht.
sie beneidet ẅrden: Nach dem Wochenende finden sie weder
Scherben noch angez̈ndete Turnger̈te und auch keine aus der
Es fehlen noch wenige Wochen, bis die Sommerferien begin- Verankerung gerissene Abfalleimer. ̈ber die jugendlichen Rau-
nen. Bevor auch Breitenmosers die Koffer packen k̈nnen, m̈s- cher bei der Turnhalle schmunzeln sie. «Versteckten wir uns mit
sen sie noch einmal einen vollen Einsatz leisten. Zusammen mit
den ersten Zigaretten nicht auch hinter dem Velosẗnder?»
«Unsere Arbeit ist streng, aber scḧn.»