Page 17 - Schulblatt Thurgau 04 2014
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Schulblatt Thurgau 4 • August 2014 F O K U S 17








Namens in essbarer Form. Hier in Salenstein tragen wir gemein- Junge Pers̈nlichkeiten
sam etwas zur Gestaltung des Schulhauses bei. So sind die F̈hn- Es ist wichtig, dass das Kind bei Schulbeginn merkt, dass es 

chen und die Handabdr̈cke im Foyer entstanden. Wir machen Hand in Hand aufgenommen wird. Ich weiss, wie liebevoll 
aber auch ein gemeinsames Spiel, z. B. mit dem Riesenfallschirm sich viele Lehrerinnen und Lehrer ̈berlegen, was das heisst. 
oder dem Riesenweltball. Das wird wie der Abschluss etwas ze- Ich habe da ein wunderbares Beispiel: An einem Schulanfang 

lebriert. Auch die Schulleiterin ist da und begr̈sst die Kinder im schrieb ich die Pl̈tze mit Absicht nicht an. Die Kinder trugen 
Namen der Beḧrde. Es ist feierlich, man singt ein Lied und sagt ihre Etuis und Schultheks stolz herein und fragten, wohin sie 

nicht einfach, Hopp jetzt rein und los geht’s. Der Jahresrhyth- sich denn setzen sollten. Hier in den Kreis. Als alle sassen, be- 
mus hat f̈r die Kinder etwas Hilfreiches. Er schafft Traditionen. gann ich eine Pantomime: Macht alles nach, was ich mache! Mal 
stieg ich auf den Stuhl, mal hockte ich mich auf den Boden. Das 
Gleichzeitig ist man gespannt darauf, was es Neues gibt.
ahmten alle Kinder brav nach. Am Schluss standen die Kinder 
Neuanf̈nge brauchen Kraft. Klar kostet es Energie, gewisse auf dem Stuhl und ich sagte: Jetzt bleibt bitte stehen und ich 

Dinge wie z.B. dieses Journal vorzubereiten. Aber das sind sage jedem Gr̈ezi.
Dinge, die geḧren zu meinem Berufsauftrag. Das gibt mir, aber 

auch den Kindern Sicherheit und Struktur. Ich habe das nie als Im Nachhinein ist dann eine Mutter zu mir gekommen und hat ge- 
Energieverlust erlebt. Das Vorbereiten ist ja gerade spannend sagt, sie f̈nde diese Metapher scḧn: Die Kinder in diesen f̈nf 
und motivierend. Du bist eigentlich noch am Abschliessen und Minuten wachsen zu lassen, vom sitzenden zum gleich grossen, 

auch schon wieder am neu Aufnehmen. Manchmal ist das gar auf dem Stuhl stehenden Kind. Um dann Aug in Aug Gr̈ezi zu 
nicht schlecht. Dann gibt es dir nicht diese Zerrissenheit, wenn sagen. Das zeige, was es heisse, die Kinder echt wahrzunehmen, 

du weisst, jetzt geht eine Gruppe. Denn neben der Abschieds- als Respektpersonen, als Pers̈nlichkeiten, die sie schon sind.»
Trauer hast du auch schon wieder die Freude auf den Neuanfang.


Nach dem Schulabschluss brauche ich schon Zeit. Ferien. F̈r 
mich ist es wichtig, wegzugehen. Wenn ich da bin, dann denke ich PORTR̈T

immer noch, ich k̈nnte das und das noch in der Schule machen. 
Ich besuche aber auch Weiterbildungen. Es ist wichtig, sich Jean-Pierre Golliez ist seit ̈ber 35 Jahren 
Primarlehrer, zuerst in Frauenfeld und 
neue Inputs und Ideen zu holen. Man hat nie ausgelernt. Das ist 
auch beim Schuljahresbeginn so: Jedesmal, wenn ich eine neue heute in Salenstein. Daneben engagiert er 
sich im kulturellen Bereich, unter anderem 
Klasse bekomme, lerne ich wieder dazu. Das ist das Spannende. 
Du bekommst so viele neue Inputs, so viele spannende Anregun- als langj̈hriges Ensemblemitglied der 
gen durch die Kinder. Einen Koller vor dem Schuljahresbeginn «Zentrumb̈hne Bottighofen».

habe ich auch nach 35 Neubeginnen nicht. Aber ich denke, ein 
Kinderg̈rtler oder 1. Klass-Kind erlebt den Schuljahresbeginn 

nochmals anders, weil es noch am Anfang dieser ganzen Leiter 
von neun oder elf Schuljahren steht.






Kindergarten, M̈llheim
Schloss, Pfyn
Primar Nord, Bischofszell
































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