Page 15 - Schulblatt Thurgau 04 2014
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Schulblatt Thurgau 4 • August 2014 F O K U S 15
Seeschulhaus, Steckborn Hubschulhaus, Steckborn
«Zu Beginn l̈sst
weg. Ich weiss auch von Schulen, wo die Gsp̈nli f̈r die neue
du dich auf die
Klasse geẅnscht werden k̈nnen,. selbstversẗndlich ohne
Anspruch auf Erf̈llung aller Ẅnsche.
̈ste raus, ganz klar.»
Lehrerrolle beim Beginn
Als Lehrer ver̈nderte sich durch die Erfahrungen mit den eige-
nen Kindern viel. Nach 14 Jahren auf der Real- und Mittelstufe
hatte ich Lust, mal eine erste Klasse zu ̈bernehmen: ein abso- und Einstimmung, f̈r Absprachen im Team oder f̈r eine Wei-
luter Neubeginn. Ich hatte sowieso nach den Ferien immer das terbildung. Man freut sich, einander zu sehen! Manche Beḧr-
Gef̈hl, ich ḧtte inzwischen das Unterrichten verlernt, k̈nne den offerieren einen Er̈ffnungsaṕro und bringen den Neuen
es nicht mehr. Die Nacht vor dem Schuljahresbeginn schlief ich einen Strauss. Ich ḧrte kaum je von einem misslungenen Beginn.
schlecht, hatte grossen Respekt vor der ersten Klasse. Meine Junglehrerinnen und Junglehrer nahmen sich vielleicht mal zu viel
Vorbereitungen zum ersten Tag reichten f̈r Tage! Ich konnte vor, es prasseln ja auch so viele Erwartungen auf einen nieder!
allgemein nie gross im Voraus planen, was ich mit den Scḧle-
rinnen und Scḧlern unternehmen wollte, bevor ich diese nicht In den ersten Wochen tauchen weniger disziplinarische Fragen
vis-̀-vis hatte. Schliesslich kamen sie aus sechs Kinderg̈rten, auf. Das kommt schleichend, wenn man zu wenig darauf ach-
die ich zuvor zwar besucht hatte. Bis ich nur schon die beglei- tet. Schnell folgt auch der Druck der Eltern. Die Abgrenzung zu
tenden Eltern am ersten Morgen rausbugsiert hatte! Nicht alle fremden Anliegen muss bewusst werden. Oft startet man doch
Kinder konnten sich gut von den Eltern trennen, manchmal war in einer Euphorie und erlebt dann einen Einbruch im November.»
es auch umgekehrt.
Jedesmal stellte ich auch das Schulzimmer komplett um, plat-
PORTR̈T
zierte mal das Pult hinten, schob an der Sitzordnung rum; nichts
von der Vorg̈ngerklasse sollte noch vorhanden sein, keinerlei
Spuren in die Vergangenheit gezogen werden. Ich ̈berlegte Roland M. Bosshart arbeitet seit 2004
als Schulinspektor im Amt f̈r Volks-
mir sogar, was ich f̈r die neue Klasse anziehen will. Meistens
auch gerne etwas Neues. Die Erstkl̈ssler verlangten bereits am schule. Zuvor war er auf verschiedenen
Stufen als Primarlehrer ẗtig. Daneben
ersten Tag Hausaufgaben. Einfassen kam schon mal nicht in
Frage, schliesslich erledigen dies eh die Eltern! Zu Beginn l̈sst engagiert er sich in der Lokalpolitik und
in verschiedenen Vereinen.
du dich auf die ̈ste raus, ganz klar.
Aus der Sicht des Inspektors
Als Inspektor beobachte ich, dass immer mehr gemeinsame Ak-
tionen das Schuljahr einl̈uten. Bei uns war das damals ein Got-
tesdienst! Neue Lehrpersonen stellen sich vor, die Schulleitung
gibt ein Jahresmotto vor (Ḧflichkeit, Umgang untereinander) u. ̈.
Eine Schulhauskultur ist f̈r den Beginn so wichtig! Wie motivierte
ich mich zum Schulbeginn? Da sind f̈nf Sommerferienwochen
schon von Vorteil; die letzte diente mir stets zur Vorbereitung