Page 51 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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HISTORISCHES MUSEUM
Wissensvermittlung in der neuen Schlossausstellung
Das Museum ist seit jeher ein Ort der Wissensver- mittlung. Anders als im Schulzimmer geschieht dies aber mit echten Exponaten oder wie im Historischen Museum Thurgau sogar am Schauplatz der Ge- schichte – im Schloss Frauenfeld.
Stephanie Hug, Historisches Museum Thurgau
Während früher die Kulturvermittler noch auf den klassischen «Frontalunterricht» setzten, ist heute Interaktivität und Partizipation gefragt: Zwanzig neugierige Kinderaugen sind auf die riesigen Gletschersteine des Turms vom Schloss Frauenfeld gerichtet. Fasziniert erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie die Gesteinsbrocken vor 700 Jahren in die heutige Kantonshauptstadt kamen. Es ist dieses «Erleben am Schauplatz», die Möglichkeit Geschichte mit allen Sinnen zu erfahren, das einen Besuch im Historischen Mu- seum Thurgau für die Kinder zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Auf dieses sinnliche Erleben legt das Vermittlungsteam grossen Wert. So dürfen im Museum gewisse Objekte angefasst werden – mit der entsprechenden Ausrüstung versteht sich. Ein Faksimile eines Buches beispielsweise wird aus der Vitrine ge- holt und die Schüler dürfen dieses mit Handschuhen anfassen und dessen Gewicht spüren.
Partizipation im Museum
Mit seinem Vermittlungsangebot geht das Historische Museum Thurgau noch einen Schritt weiter. In sogenannten Forschungs- reisen können die Kinder selbst zu Entdeckern oder sogar «Zeitdetektiven» werden und die Inhalte zu bestimmten Themen selbstständig erarbeiten. In der gegenseitigen Präsentation der Ergebnisse kommt es zu tiefgründigen Diskussionen, in denen die Kulturvermittlerinnen wo nötig vertiefen oder berichtigen. In Freizeitworkshops erfahren Kinder, wie man im Mittelalter ge- gessen hat – und dürfen schlussendlich selbst ein Mahl zube- reiten. Nicht ohne vorher zu hören, dass es im Mittelalter noch keine Kartoffeln oder Mais gegeben hat. Dass das Mahlen von Nüssen oder das Zerdrücken von Zwetschgen mit mittelalter- lichen Hilfsmitteln ziemlich anstrengend ist. Doch wer anfänglich noch die Nase rümpft, mampft danach mit viel Genuss.
Vermittlung als wichtiger Teil der Ausstellungsplanung
Es sind diese Erlebnisse, die Kinder nach einem Museumsbesuch mit glänzenden Augen erzählen oder sie nach einer Führung mit der Schule mit den Eltern und Geschwistern wiederkommen las- sen. Umso wichtiger ist es also, dass bei der Planung einer Aus- stellung immer auch die Vermittlung mitgedacht wird. So auch im Historischen Museum Thurgau. Am 4. September 2015 öffnet die neue Ausstellung «Zankapfel Thurgau» im Schloss Frauenfeld. Das Vermittlungsteam um Melanie Hunziker ist bei der Planung der Ausstellung von Anfang an involviert und hat unter anderem vier fiktive Figuren entwickelt. Anhand derer wird das Alltags- leben im Mittelalter vermittelt. In sogenannten «History Boxen» (in bestimmten Räumen des Schlosses) begegnen die Besu- cher diesen Figuren und können den Gesprächen von Köchin Elsi, Knecht Konrad, dem Pagen Adrian und der Kammerjungfer Barbara lauschen. Dabei erfahren die Museumsbesucher/-innen ganz genau, was die Menschen im Mittelalter beschäftigt hat. Neben dem Offensichtlichen – dem Betrachten der Objekte – wird hier also ein weiterer Sinn angesprochen. Dass es im Kir- chenraum ganz leicht nach Weihrauch riechen wird, versteht sich von selbst. Es sind diese einfachen Elemente, welche diese Transfers unterstützen und ergänzen. Schliesslich steht auch im Historischen Museum Thurgau die Wissensvermittlung an oberster Stelle. Die Schülerinnen und Schüler sollen auf spiele- rische Art und Weise lernen. So setzt der gewünschte Lerneffekt schneller und effektiver ein, als wenn nur ein paar Objekte hinter Vitrinenglas gezeigt oder ihnen eine Vielzahl an Daten und Fak- ten an den Kopf geworfen werden würden.
Schülerinnen auf Erkundungstour im Ritterkeller des Historischen Museums Thurgau.
INFORMATIONEN
Ausstellung «Zankapfel Thurgau»
4. September 2015 bis 31. Januar 2016
Schloss Frauenfeld, Einritt frei
Einführung für Lehrpersonen «Zankapfel Thurgau»
2. September 2015, 17:00 Uhr
Schloss Frauenfeld, auf Anmeldung, mit Apéro
Angebote für Schulklassen entnehmen Sie bitte dem beigelegten Flyer.
Download Pädagogisches Dossier
www.historisches-museum.tg.ch (ab Juli 2015)
Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2015 K U LT U R 47
Bild: HMTG