Page 16 - Schulblatt Thurgau 03 2014
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16 F O K U S Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2014
FRAGEBOGEN
«Es darf nicht sein,
dass eine immer gr̈ssere
Stofff̈lle in immer
3. Klasse
k̈rzerem Tempo Anina,
durchzuackern ist.»
eignen sich diese im schlimmsten Fall an. M̈glicherweise ent-
steht aber auch Frust, weil die Aufgaben nicht an ihr Vorwissen
angepasst sind und sie ̈berfordern. Oft werden sie in diesem Fall
Drei Lehrpersonen legen offen, wie sie mit einfach nicht erledigt. Zu einer guten ̈bungsaufgabe geḧren
Hausaufgaben umgehen.
aus meiner Sicht ein Aha-Erlebnis und die aufbauende Erfahrung,
dass man das Gelernte mit gen̈gend Sicherheit selbstsẗndig
anwenden kann. Einsatz und Ertrag muss ̈bereinstimmen. Das
Erlebnis, zuhause genug gelernt zu haben und nun eine gute
«Ein sinnvoller Einsatz Note daf̈r zu erhalten, ist aus meiner Erfahrung als Motivations-
von Hausaufgaben motor nicht zu unterscḧtzen. Die Hausaufgabe muss einen
f̈rdert das Lernen und Sinn ergeben. Ich halte es nicht f̈r dienlich, Aufgaben zur reinen
verschont die Eltern.»
Bescḧftigung zu verteilen.
Doris Bachmann
1Eb, Sekundarschule Steckborn
4. Wie lautet Ihr Credo zu Hausaufgaben?
Ich plane sie als wichtiges Element in den Unterricht ein. Bei
einer guten Planung bilden Hausaufgaben und Unterricht eine
Einheit. Dabei achte ich sorgf̈ltig darauf, dass die Scḧlerinnen 1. Welches war Ihre erfolgreichste erteilte Hausaufgabe?
und Scḧler die gestellte Aufgabe selbstsẗndig l̈sen oder er- In der Geschichte hielt ich meine Scḧlerinnen und Scḧler an,
lernen k̈nnen. Sie sollen stets herausgefordert sein und somit sich Hintergr̈nde und Vorg̈nge des Landesstreiks von 1917 in
merken, dass der Unterrichtsstoff von Wichtigkeit ist, um die Eigenarbeit mit Hilfe des Internets und des Geschichtsbuchs zu
gestellte Aufgabe l̈sen zu k̈nnen. In den Fremdsprachen halte erschliessen. Ziel war es, dass sie sich Inhalte durch die selbst-
ich das ẗgliche ̈ben und Wiederholen des Wortschatzes f̈r sẗndige Bearbeitung und Erstellen einer kleinen Dokumenta-
sehr wichtig.
tion aneigneten. Menge, Schriftgr̈sse und Anzahl der Bilder
waren vorgegeben. Ein Jahr sp̈ter kamen wir im Unterricht wie-
5. Welche Rolle spielen die Eltern?
derum auf das Thema zu sprechen. Ich war sehr erfreut, welche
In der Sekundarschule sollten die Eltern nur noch eine Neben- Inhalte sofort abrufbar waren.
rolle spielen. Ich empfinde es nicht als altersgerecht, wenn Eltern
ẗglich mit den Scḧlerinnen und Scḧlern die Hausaufgaben 2. Welche Art von Hausaufgaben erachten Sie als sinnvoll?
l̈sen und sie die Jugendlichen «coachen» und «pushen» m̈s- Ich unterscheide von Fach zu Fach. Hausaufgaben in der Ge-
sen. Es ist aber f̈r Heranwachsende wichtig, ̈ber eine Anlauf- schichte haben oftmals das Ziel, alle Lernenden auf den gleichen
stelle zu verf̈gen, wenn sie zum Beispiel ein Niveau gewechselt Stand zu bringen oder sie auf eine Pr̈fung vorzubereiten. In den
haben oder in einem Fach anstehen. Nach meiner Erfahrung Sprachf̈chern bietet es sich an, Lerninhalte, die im Unterricht
sind auf Stufe Sekundarschule viele Eltern damit ̈berfordert. erarbeitet worden sind, zuhause anzuwenden, zu automatisieren
Die Schule steht nach meiner Ansicht in der Pflicht, geeignete und als letzten Schritt einen Transfer zu vollziehen, den ich wie-
Hilfestellungen anzubieten.
derum im Unterricht ̈berpr̈fen kann. Scḧler/-innen ben̈tigen
unterschiedlich lange, bis sie Lerninhalte pr̈zise beherrschen.
6. Wie beeinflussen die Neuen Medien Hausaufgaben?
Daher empfinde ich es als sinnvoll, diese Phase des Lernens
Mit den Neuen Medien steht den Scḧlerinnen und Scḧlern nach Hause zu verlagern, damit alle an ihrem pers̈nlichen Ar-
eine riesige Informationsquelle zur Verf̈gung. Diese bewusst beitsplatz, in ihrem Tempo und konzentriert arbeiten k̈nnen.
im Hausaufgabenbereich einzusetzen, indem sich die Jugend-
lichen eigenḧndig kundmachen und in ein neues Thema einle- 3. Wovon raten Sie pers̈nlich ab?
sen, dem steht heute nichts mehr im Wege. Es liegt dann an uns Meine Erfahrungen mit Hausaufgaben sind ung̈nstig, wenn ich
Lehrerinnen und Lehrern, im Unterricht das Gelesene zu filtern, die Jugendlichen im Unterricht nicht gen̈gend darauf vorberei-
zu besprechen und im Thema einzuordnen.
tet habe. Die Scḧlerinnen und Scḧler ̈ben falsche Inhalte und