Page 11 - Schulblatt Thurgau 03 2014
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Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2014 F O K U S 11








sein, dass Scḧlerinnen und Scḧler miteinander verschiedene wir zu einem bestimmten Thema zu viel oder zu wenig Material 
L̈sungswege zu einer Aufgabe diskutieren, sinnlos hingegen, finden? Solche Fragen d̈rfen nicht einfach in die Freizeit und 

sich einfach die L̈sungen zuzuschicken. Solche Regeln m̈ssen damit an die Eltern delegiert werden.
allerdings auch mit der Klasse erarbeitet, diskutiert, evtl. wei- 
terentwickelt werden, denn entscheidend ist am Ende, ob die 4. Informationsfunktionen

Scḧlerinnen und Scḧler auch den Sinn der Regeln (und der Hausaufgaben geben Informationen ̈ber den Leistungsstand 
Hausaufgaben) sehen und sie einhalten wollen.
und sollen dadurch eine Br̈cke zwischen Lehrpersonen, Scḧ- 

lern und Eltern schlagen. Eventuell kann ein Austausch z.B. 
M̈gliche Hausaufgaben-Funktionen (4 Kategorien)
zum Thema «sinnvoller Umgang mit neuen Medien und deren 

M̈glichkeiten» zwischen Schule und Elternhaus einen Dialog 
1. Kompensatorische Funktionen
erm̈glichen, der ein achtsames Begleiten der Schulkinder im 
Vers̈umnisse oder Defizite sollen durch Hausaufgaben beho- Lernprozess positiv beeinflusst.

ben werden. Besonders wichtig ist daher, dass Scḧlerinnen 
und Scḧler nicht einfach Ergebnisse austauschen, sondern ihre Gute Hausaufgaben

Strategie oder den L̈sungsweg diskutieren. Grundlegende Le- Hausaufgaben haben als Hauptfunktion, das Lernen der Scḧ- 
benserfahrungen, Freundschaft, kreative Beẗtigung, Naturerfah- lerinnen und Scḧler ̈ber die Lektionen hinaus zu bewirken. 
rungen, Umgang mit Herausforderungen sind f̈r die gesunde Aufgrund der Selbstversẗndlichkeit der Hausaufgaben wird teil- 

Entwicklung von Kindern ̈beraus wichtig. Schule kann solche weise vergessen, dass nicht jede Lernen bewirkt und somit sinn- 
Erfahrungen nur teilweise erm̈glichen. Sie kann Eltern grund- voll oder n̈tzlich ist. Was sind denn nun «gute» Hausaufgaben?

s̈tzlich auf die Bedeutung solcher Erfahrungen f̈r die Entwick- 
lung der Kinder hinweisen.
Gute Hausaufgaben unterscheiden sich nicht wesentlich von 

Unterrichtsaufgaben. Sie sollten motivierend sein und das Inte- 
2. P̈dagogische Funktionen
resse wecken (vgl. z.B. Kohler, 2013). Die Arbeit mit Audiodo- 
Hausaufgaben sollen die ̈bernahme von Verantwortung er- kumenten oder Videobeitr̈gen oder beispielsweise Lernspielen 

m̈glichen, das selbstsẗndige Arbeiten f̈rdern und dadurch das kann durchaus motivierend sein.
Selbstvertrauen sẗrken. Gerade die raschen Ver̈nderungen in 

der Mediengesellschaft fordern immer sẗrker lebenslanges Gute Hausaufgaben sind ohne Untersẗtzung und Hilfe m̈glich. 
Lernen. Hausaufgaben k̈nnen dies f̈rdern. Allerdings ist anzu- Wichtig ist daher, in der Schule nicht nur Resultate der Hausaufga- 

merken, dass die Scḧlerinnen und Scḧler gerade auch dabei ben zu besprechen, sondern auch den Prozess bzw. die Strategie, 
begleitet und untersẗtzt werden m̈ssen. Das kann dadurch wie man zu den Ergebnissen kommt. Dazu geḧrt, auch die Frage 
geschehen, dass wir in der Schule nicht nur Ergebnisse bespre- danach einzubeziehen, wie man sich selbst motivieren und konzen- 

chen, sondern auch Arbeitsschritte und Strategien. Sinnvoll k̈n- trieren kann. Hier bieten Plattformen zum Austausch bzw. Social 
nen durchaus auch Settings sein, wo Scḧlerinnen und Scḧler Media durchaus M̈glichkeiten, genau diese Fragen auch schon 

sich gegenseitig begleiten und im Arbeitsprozess untersẗtzen.
ẅhrend der Hausaufgaben zu thematisieren und zu besprechen.


3. Didaktisch-methodische Funktionen
Gute Hausaufgaben sind vom Niveau her angemessen. Dies ist 
Ausgangspunkt ist die Unterrichtssituation und somit dienen eine besondere Qualiẗt vieler Lernmedien, dass sie sich gut und oft 
Hausaufgaben der Vorbereitung, Erg̈nzung des Unterrichts, automatisch ans Niveau der Scḧlerinnen und Scḧler anpassen.

̈bertragung und Festigung des Wissens oder der Methoden 
etc. Insbesondere Recherchieraufgaben sind sinnvolle Haus- Gute Hausaufgaben werden besprochen und geẅrdigt: Pr̈- 

aufgaben. Allerdings ist darauf zu achten, dass auch Recher- sentationen und Medienproduktionen bieten ausgezeichnete 
chieren (mit den neuen Medien und M̈glichkeiten) gelernt M̈glichkeiten, eigene Arbeit zu zeigen – und damit auch zu ẅr- 

werden muss. Wo und wie suchen wir eigentlich Informationen digen. Insbesondere wenn die Arbeit einem grossen Publikum 
zu einem bestimmten Thema? Wie gehen wir damit um, wenn
gezeigt werden kann, wird dies besonders attraktiv.








PORTR̈T

Carine Burkhardt Bossi ist Leiterin des Studiengangs 

Fr̈he Kindheit sowie Dozentin f̈r P̈dagogik und Psy- 
chologie an der PHTG.


Thomas Merz ist Fachbeauftragter f̈r Medienbil- 
dung und Prorektor Forschung und Wissensmanage- 

ment an der PHTG.






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