Page 58 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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54 BLIND DATE Schulblatt Thurgau 1 • Februar 2015
Pascal: ... und rennen nicht durchs Schulzimmer ...
Julia: Andere Regeln verlangen Handlungsbedarf aus der Si- tuation heraus. Aus einem Schulverlag habe ich coole Karten, die bildlich Regeln darstellen. Die Kinder wählen danach aus, welche im Moment für uns wichtig erscheint, z.B. «Wir helfen einander beim Aufräumen». Ein Junge, der immer nur für sich schaute, schnappte sich diese und machte sich gleich daran, seinem Nachbarn beizustehen.
Pascal: Mir gefällt diese Visualisierung, um zum Verständnis zu kommen.
Julia: Nur, was geschieht, wenn Regeln missachtet werden?
Pascal: Neben einem Haufen Regeln aufschreiben, fragte ich mal: Was sind gute Manieren? Jetzt specken wir das Regelwerk ab und schauen, dass viel über die Manieren läuft. Das ent- spannt, denn ich muss nichts ahnden. So sage ich: Schreib, was du immer vergisst, auf einen Zettel, verchrungele diesen und stecke ihn so sperrig in den Hosensack! Da denkst du bestimmt dran! Heimlich schreibe ich der Mutter noch eine SMS. Ende 3. Klasse muss es dann laufen.
Julia: Ich habe das Glück, dass unsere Kinder extrem sozial ein- gestellt sind.
Pascal: Tja, da habe ich das selbe «Problem». Acht Drittklässler, acht Zweitklässler und vier Erstklässler – es ist nicht gerade ein Familienbetrieb und doch habe ich nicht das Potential einer Jahr- gangsklasse mit 20 Schülerinnen und Schülern. Zur Sozialkompe- tenz möchte ich sagen: Wir haben regelmässige Gesprächskreise, sind wir doch die erste PFADE-Schule. Selbstwert- und Gemein- schaftsgefühl gilt es zu stärken; zudem die Eigenkompetenz: Wie reagiere ich? Konkrete Situationen spielen wir nach, und die Be- troffenen schauen «von aussen» zu. Es ist eindrücklich, wenn die Lösung so entsteht, erspielt wird. Dann heisst es durchatmen, kurz rumwandeln ... und direkt mit der betreffenden Kameradin verhandeln. Abstand verschaffen...Glas Wasser trinken...
Julia: Das Wassertrinken ist schon fast ein Ritual, auch die Runde ums Schulhaus ... Warum nicht? Wie sollen Kinder dieses Alters bereits 45 Minuten durchhalten?! Da braucht es doch mal eine Abwechslung, einen Unterbruch! Die Schüler sollen selbst ent- scheiden, wann sie Bewegung und Wasser brauchen. Es funktio- niert, das habe ich bei euch in Romanshorn gesehen. Auch die Bewegungspausen zwischen den Lektionen sind doch so wichtig.
Tatsächlich kannten sich Julia Sieber und Pascal Miller nicht – und entdeckten schon nach 10 Minuten Gemeinsamkeiten.


































































































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