Page 56 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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INFORMATION
Angebote
Führungen durch die Sonderausstellung für Erwachsene und Kinder, Führungen für Gruppen/ Schulklassen nach Anmeldung.
Öffnungszeiten
Februar bis Juni Mi, Sa, So 14:00 –17:00 Uhr Juli bis September Di bis So 11:00 – 17:00 Uhr
www.seemuseum.ch
KULTURAGENDA
Fledermäuse – geheimnisvoll, faszinierend, schützenswert
Das Seemuseum Kreuzlingen zeigt von Februar bis September 2015 eine Sonderausstellung über Fleder- mäuse. Die Schau wurde bewusst so gestaltet, dass sie vor allem Kinder und Familien anspricht.
Wolf-Dieter Burkhard, Fledermausexperte, Landschlacht
Lautlos und heimlich flattern sie jeweils durch die Dunkel- heit, die flinken Jägerinnen am nächtlichen Himmel. So zumindest erleben wir die Fledermäuse – aber der Ein-
druck täuscht. Die Flugakrobatinnen rauschen mit erheblichem Getöse durch die Finsternis, doch wir hören davon nichts, weil unsere Ohren nicht für die hohen Frequenzen geschaffen sind, die dabei verwendet werden.
Sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen
Durch den Einsatz von Ultraschall sind die Fledermäuse in der Lage, unabhängig von Lichtquellen gewandt und ausdauernd zu jagen und sich weiträumig zu orientieren. Mit Ultraschall orten und taxieren sie ihre Beute, finden sie sich in der Landschaft zurecht, entdecken sie ihre Verstecke und verständigen sie sich. Zu sagen, Fledermäuse «sehen mit den Ohren», ist durchaus zutreffend. Allein schon deshalb sind sie einzigartige Säuger, aber nicht genug damit: Sie sind auch die einzigen Säugetiere, die den aktiven Flug be- herrschen. Ihre Arm- und Handknochen sind stark verlängert. Sie
Grosses Mausohr, erspäht in Lipperswil.
spannen eine enorme Flugfläche auf, die aus einer dünnen aber zähen Haut besteht und fast den ganzen Körper umfasst. Dank dieser präzise regulierbaren Flughaut sind die Fledermäuse flinke und wendige Flieger, die mit Erfolg nächtlicherweile den Insekten nachstellen. Der wissenschaftliche Name «Chiroptera» drückt es treffend aus: Fledermäuse fliegen vor allem mit den Händen.
Gewiefte Energiesparer
Stundenlanges Fliegen ist energieaufwändig. Fledermäuse haben ihren Körper im Lauf der Evolution daran angepasst, so- wohl was die leistungsfähige Muskulatur, das starke Herz und die grosse Lunge anbelangt. Aber auch den haushälterischen Umgang mit der Energie beherrschen sie. Nicht nur während der langen Phase des Winterschlafs wird mit den Ressourcen sorgsam umgegangen, sondern auch während der übrigen Le- benszeit, wann immer es geht und sinnvoll ist.
Allgegenwärtig – und doch kaum bekannt
Fledermäuse sind in allen Siedlungen unseres Landes anzutreffen, doch wir bekommen sie nur selten zu Gesicht. Tagsüber verstecken sie sich in meist engen Unterschlüpfen und entziehen sich so den Nachstellungen ihrer Feinde und unseren Blicken. Deshalb sind wir mit den heimlichen Bewohnern unserer Dörfer und Städte nicht vertraut und wissen so herzlich wenig über ihr Leben und Ver- halten sowie über ihre erstaunlichen Fähigkeiten. Diesem Mangel versucht die Ausstellung «Fledermäuse – geheimnisvoll faszinie- rend, schützenswert» entgegenzuwirken. Mit originell gestalteten Modulen werden einige der vielen Geheimnisse um die Fledertiere offenbart, werden faszinierende Eigenschaften und Fähigkeiten erläutert und wird dargelegt, weshalb die flinken Jägerinnen am nächtlichen Himmel bedroht sind und unseren Schutz brauchen. Fledermäuse gehörten noch vor wenigen Jahren zu den Tieren, die bei vielen Menschen Unbehagen und Abwehr auslösten. Dies hat sich inzwischen geändert: Kinder und Jugendliche finden sie «cool» und nähern sich ihnen mit Neugier. An Fledermäusen lassen sich vielerlei Phänomene und Beziehungen in der Natur erkennen, wes- halb die Tiere immer häufiger zum Thema werden. Lehrkräfte und ihre Klassen, die sich eingehender mit Fledermäusen auseinan- dersetzen wollen, finden in der Ausstellung reiches Anschauungs- material in Form von eindrücklichen Präparaten, aussagekräftigen Bildern und einprägsamen kurzen Texten. Ein informativer Kom- mentar zur Ausstellung erleichtert Lehrkräften die Arbeit.
Bild: Wolf-Dieter Burkhard