Page 54 - Schulblatt Thurgau Juni 2015
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50 BLIND DATE Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2015
PORTRÄTS
Prof. Dr. Monika Schoy-Lutz: Dozentin an der PHTG für Mathematik; bildet angehende Kindergärtnerinnen Primar- und Sekundarschullehrpersonen aus; ist sowohl Didaktikerin wie auch Pädagogin (Betreuung der Diplom- und Master- arbeiten, Portfolios), Praxis- und Studien-Mentorin.
Eva Bürgi: 3. Sekundarschule, Weinfelden: Begabtenförderungsklasse Musik; spielt Klarinette, Alt- und Bass- klarinette, Klavier, nimmt Gesangsstunden und betreibt diverse Sportarten; beginnt eine Lehre als Betreuerin von psychisch Kranken.
Monika: Das trifft sich sehr mit meinem Ansatz der positiven Fehlerkultur. Mir geht es darum, wie wir Fehler zu Lernchan- cen machen können. Dies geschieht auf drei Ebenen, einer fachlich-fachdidaktischen (sattelfest in der Materie sein, Ziele formulieren, Aufgabenstellungen), einer lern- und entwicklungs- psychologischen (Befindlichkeit) und die allgemein pädago- gische Ebene (methodisches Vorgehen, Motivation). Hauptan- lass ist doch, aus Fehlern zu lernen. Ist dir das schon mal passiert?
Eva: Habe ich nach einer Prüfung gemerkt, was ich falsch ge- macht habe, verbessere ich dies und mache den Fehler kein zweites Mal mehr!
Monika: Was heisst für dich «Verbessern»?
Eva: In der Musik kann ich den Fehler einfach überspielen, im-
provisieren, damit es dazu passt. Da bin ich flexibel.
Monika: Oh, in der Mathematik mach ich das genauso: Passt was nicht, mache ich, dass es passt! Im Unterricht etwas ver- bessern: Geschieht dies allein, mit deinem Lehrer oder im Team?
Eva: Je nachdem, bei der Besprechung merke ich mir die Lösung und kann noch nach Tagen sagen, was ich falsch gemacht hatte.
Monika: Sagt euch wirklich die Lehrperson die Lösung vor? Mein Ansatz ist, dass ich es schaffen muss, euch aktiv werden zu lassen ...
Eva: ... das meint mein Vater auch immer, er ist auch Mathelehrer.
Monika: Mir ist wichtig aufzuzeigen, wie verschieden ich einen Fehler angehen kann. Welche ähnlichen Aufgaben habe ich bereits gelöst? Eine Skizze kann schon mal helfen. Wir haben an der PHTG ein Modul, das heisst: Wie Kinder und Jugend- liche denken und rechnen. Wir richten den Blick darauf, was Lernende brauchen. Dabei ist das Anknüpfen am Vorwissen wichtig. Da sind wir wieder bei dir, Eva: Du sagst, dein Körper signalisiert, was er braucht – die Kinder signalisieren es auch. Nehmen wir das nicht wahr, können wir nicht richtig beim indivi- duellen Wissen anknüpfen. Du sollst zu deinem eigenen Kapitän werden, Eva!
Eva: Eigentlich hat mir mein Vater das Lernen schon so beige- bracht ...
Monika: Waren die mathematischen Fehler schliesslich bespro- chen, war das dann abgehakt oder geschah was damit?
Eva: In der Primarschule hiess es daheim immer: repetieren, re- petieren!
Monika: Eine Fehlerkartei wäre doch was, anstelle von Vokabel- training. Falsch und richtig in der Mathematik ist mir zu schwarz- weisses Denken. Mathematik ist so vielfältig, ist nicht nur eine formale Sprache. Du brauchst Grundkompetenzen wie beim Ko- chen. Welche Grundzutaten passen zusammen? Da schmeckt


































































































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