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Schulblatt Thurgau 3 • Juni 2014 F O K U S 5
THEMA
Luisa, 5. Klasse
Forschungsgesẗtzte
Impulse f̈r den
didaktischen Umgang
mit Hausaufgaben
Wer ̈ber Schule nachdenkt, dem fallen sofort zahl-
Alanna, 4. Klas
reiche Argumente f̈r und wider die Hausaufgaben ein.
se
Prof. Dr. Alois Niggli, P̈dagogische Hochschule Freiburg
H
ausaufgaben rauben den Scḧlerinnen und Scḧlern gepr̈ft. Internationale Studien wurden hingegen mehrheitlich im
Freizeit, k̈nnen zu Belastungen f̈hren und sogar Fach Mathematik durchgef̈hrt. Existieren aus diesen Studien
den Familienfrieden sẗren. Dagegen l̈sst sich ein-
Befunde, die f̈r Lehrerinnen und Lehrer generell n̈tzlich sind?
wenden, dass Kinder auch lernen sollten, selbst Verantwortung
f̈r das Lernen zu ̈bernehmen. Ferner sollten sie in der Lage Hinweise zur Ḧufigkeit und Menge von Hausaufgaben
sein, den schulischen Stoff eigensẗndig verarbeiten und vertie- Mit den Hausaufgaben beabsichtigen die Lehrpersonen, f̈r
fen zu k̈nnen. Ob Hausaufgaben die erẅnschten f̈rderlichen ihre Scḧlerinnen und Scḧler zus̈tzliche Lerngelegenheiten
Effekte haben, wird in der Erziehungswissenschaft seit vielen zu schaffen. Im Zentrum stehen dabei die folgenden Fragen:
Jahren untersucht, ohne allerdings bisher eindeutige Befunde • Erreichen Scḧlerinnen und Scḧler, die regelm̈ssig Haus-
erbracht zu haben. Auch an der P̈dagogischen Hochschule aufgaben zu l̈sen haben, bessere Leistungen?
Freiburg wurde diese Frage f̈r den Fremdsprachenunterricht
• Welchen Einfluss haben umfangreiche Hausaufgaben auf
den Lernerfolg?
• Haben Scḧlerinnen und Scḧler mehr Erfolg, wenn sie indi-
viduell mehr Zeit f̈r die Hausaufgaben aufbringen?
Die erste Frage kann f̈r das Fach Mathematik bejaht werden.
Die Leistungen der Scḧlerinnen und Scḧler entwickelten sich
besser, wenn sie in diesem Fach regelm̈ssig Hausaufgaben er-
hielten. Dies war aber nur dann der Fall, wenn die Hausaufgaben
zeitlich nicht zu umfangreich ausfielen. Schulklassen, in denen
die Scḧlerinnen und Scḧler f̈r die Hausaufgaben mehr Zeit
aufwenden mussten, erbrachten n̈mlich deutlich schlechtere
Leistungen. Verdichtet man diese Ergebnisse zu einer Empfeh-
lung, dann k̈nnte man sagen: Lieber oft als viel? Dieser Zu-
sammenhang konnte f̈r den Fremdsprachenunterricht nur zum
Teil besẗtigt werden. Zwar zeigte sich zuerst ein positiver Effekt
zwischen der Ḧufigkeit der Hausaufgaben und der Leistung.
Wurden jedoch die verschiedenen Niveaus oder Typen (Real,
Sek, Progym) kontrolliert, dann machte es keinen Unterschied
mehr, ob Lehrpersonen innerhalb dieser Typen mehr oder weni- Marvin, 4. Klasse
ger regelm̈ssig Hausaufgaben erteilten. Auff̈llig war hingegen,
dass Scḧlerinnen und Scḧler, die l̈nger an ihren Hausaufga-