Page 2 - Schulblatt Thurgau Februar 2015
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Editorial
Liebe Leserin Lieber Leser
Was verstehen Sie unter guter Klassenführung? Eine ruhige Klasse, die aufmerksam der Lehrerin, dem Lehrer zuhört? Ein Unterricht, der pünktlich be- ginnt und endet? Schülerinnen und Schüler, welche konzentriert an interessanten Aufträgen arbeiten? Oder eine Kultur vereinbar- ter und eingehaltener Regeln? Ich denke, gute Klassenführung umfasst weit mehr als diese bekannten und einleuchtenden Kri- terien. Es ist Ziel dieses Fokus, anhand von Erfahrungs- und For- schungsberichten das ganze Spektrum von Fakten, Meinungen und Einstellungen auszuleuchten, Erfahrungen zu diskutieren und Sie als Lehrpersonen zu einem Nachdenken übers eigene Unterrichten anzuregen.
So ist beispielsweise eine gute, effiziente Klassenführung ge- mäss Bildungsforscher Andreas Helmke ein Schlüsselmerkmal der Unterrichtsqualität und als eine der Basiskompetenzen des Lehrberufs zu betrachten. Sie wirkt zwar nicht direkt auf den Lernerfolg, ist jedoch eine grundlegende Voraussetzung für einen erfolgreichen Unterricht, indem sie störungsfreie, lernför- derliche Situationen im Klassenzimmer schafft und eine opti- male Nutzung der Lernzeit ermöglicht, getragen von einer guten Beziehung zwischen Lehrpersonen und Schülern und verbind- lichen Regeln.
Bild: Urs Zuppinger
Auch das Classroom-Management, eher vorausschauend han- delnd auf die Unterrichtsorganisation ausgerichtet, wie es uns der Schulpsychologe Christoph Eichhorn näherbringt, basiert auf einer spannungsfreien Lehrer-Schüler-Beziehung, einer posi- tiven Einstellung zur Schule und zum Lernen und einem guten Arbeitsklima. Neben Regeln und Ritualen sowie sorgfältig ge- setzten Zielen ist eine hohe Präsenz der Lehrperson zentral. Sie verstärkt erwünschtes Verhalten, unterstützt Schülerinnen und Schüler in schwierigen Situationen, entwickelt mit ihnen Verhal- tensalternativen und spricht Unerwünschtes direkt und persön- lich an. Ob wir also von Klassenführung oder «moderner» von Classroom-Management sprechen, es geht letztlich doch immer um das Eine: Als Lehrperson didaktisch kompetent spannende Situationen zu arrangieren, in denen Schülerinnen und Schüler aktiv mitlernen und sich entwickeln, in der Obhut einer vertrauens- vollen, sicheren und ungestörten Atmosphäre.
Ich wünsche Ihnen
eine interessante Lektüre und gutes Gelingen!
Ihr Walter Berger, Amtschef


































































































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