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WEITERBILDUNG & FORSCHUNG29Schulblatt Thurgau 3 | September 2025PHTGSpielend lernen, gezielt beurteilen %u2013 ein Werkzeug f%u00fcr den SportunterrichtText: Rapha%u00ebl Mathis und Sarah Wacker, Fachdidaktik Bewegung und Sport PHTG | Illustrationen: Luzi EtterBallspiele geh%u00f6ren gem%u00e4ss Lehrplan 21 ab der ersten Klasse zum festen Bestandteil des Sportunterrichts. Auch entwicklungspsychologisch gilt das Spielen mit dem Ball als bedeutender Meilenstein in der motorischen Entwicklung. Doch wie kann man Spielkompetenzen sinnvoll begleiten und differenziert einsch%u00e4tzen? Ein einfaches, bew%u00e4hrtes Spiel ist %u00abReifenball%u00bb. Drei Angreifende versuchen, den Ball in einen der vier Reifen zu legen, w%u00e4hrend drei Verteidigende genau das verhindern. Die klaren Rollen %u2013 Punkte erzielen oder Punkte verhindern %u2013 reduzieren die Spielkomplexit%u00e4t und erm%u00f6glichen gezielte Beobachtungen. Genau hier setzt ein neues Kategoriensystem an, das im Rahmen eines Forschungsprojekts an der P%u00e4dagogischen Hochschule Thurgau entwickelt wurde. Es richtet sich an Lehrpersonen im Zyklus 1 und bietet konkrete Unterst%u00fctzung bei der Beobachtung und Beurteilung spielerischer Kompetenzen.Spielen vor %u00dcben: Ein Perspektivenwechselim SportunterrichtLange Zeit standen bei der Vermittlung von Sportspielen Technik%u00fcbungen im Zentrum des Unterrichts. Heute weiss man: Kinder lernen Sportspiele am besten im Spiel selbst. Statt isolierte Pass%u00fcbungen zu trainieren, wird das Spiel zum Ausgangspunkt. %u00dcber kleine, vereinfachte Spielformen (so genannte %u00absmall sided games%u00bb) werden Kinder aktiviert und erhalten spielechte M%u00f6glichkeiten, ihre Fertigkeiten weiterzuentwickeln. Spiele mit wenigen Mitspielenden (z. B. 3 gegen 3) sorgen f%u00fcr mehr Ballkontakte und somit f%u00fcr mehr %u00dcbungsm%u00f6glichkeiten f%u00fcr jedes Kind.Ein Kategoriensystem zur Beobachtung und BeurteilungDie Beobachtung und Beurteilung von Spielhandlungen im offenen Spielgeschehen ist anspruchsvoll. Welche Kriterien sind zentral? Was macht ein gelungenes Spielverhalten aus? Hier setzt das Kategoriensystem an. Es wurde auf Grundlage von videografierten Spielszenen mit Kindern zwischen 4 und 8 Jahren entwickelt. Dabei werden zentrale Spielhandlungen den Kategorien %u00abVerhalten mit Ball%u00bb und %u00abVerhalten ohne Ball%u00bb in der Funktion %u00abPunkte erzielen%u00bb sowie %u00abVerhalten beim Reifen%u00bb in der Kategorie %u00abPunkte verhindern%u00bb zugeschrieben. Die Kategorien bieten eine gute Basis, um Lernprozesse zu begleiten und individuelle R%u00fcckmeldungen zu geben.Ein Instrument f%u00fcr die PraxisDas Kategoriensystem wurde in mehreren Klassen erprobt und weiterentwickelt. Es eignet sich sowohl f%u00fcr die gezielte Lernbegleitung als auch f%u00fcr die Beurteilung spielerischer Kompetenzen im Zyklus 1. Lehrpersonen k%u00f6nnen damit erkennen, wo einzelne Kinder in ihrer Entwicklung stehen und wie der Unterricht angepasst werden kann.Interesse geweckt?Das Kategoriensystem kann gerne ausprobiert werden. Wir freuen uns %u00fcber Lehrpersonen, die das Instrument in ihrem Unterricht einsetzen und uns zur Anwendung und Weiterentwicklung R%u00fcckmeldung geben.Kontakt: Rapha%u00ebl Mathis, Dozent Bewegung und Sport PHTG, raphael.mathis@phtg.chKompetenzstufeNicht erf%u00fclltBeschreibungDas Kind ist nicht im Ballbesitz.KompetenzstufeGen%u00fcgendBeschreibungDas Kind h%u00e4lt den Ball lange in der Hand. Die Entscheidungsfindung ben%u00f6tigt noch viel Zeit.KompetenzstufeGutBeschreibungDer Ball wird zu einem Mitspielenden gespielt, der zwar bei einem Reifen steht, dieser ist jedoch von einem Gegenspielenden blockiert.KompetenzstufeSehr gutBeschreibungDas Kind passt gezielt zu einem Mitspielenden in einem offenen Reifen %u2013 mit guter Aussicht auf einen Punktgewinn.Infobox: Reifenball %u2013 so geht%u2019sZwei Teams mit je 3 Kindern. Die Angreifenden versuchen, den Ball in einen der 4 Reifen zu legen. Wer verteidigt, stellt sich mit einem Fuss in den Reifen und blockiert so den Punkt.Spielregeln: Kein Prellen, kein Laufen mit dem Ball, kein Aus-der-Hand-Reissen, kein Abfangen, kein absichtlicher K%u00f6rperkontakt. Ausf%u00fchrlicher Spielbeschrieb auf mobilesport.ch

